Nedim Gürsel

Allahs Töchter

Klappentext:

Nedim Gürsel, Jahrgang 1951, erzählt von der eigenen Kindheit, die er bei den Grosseltern in Manisa in der Türkei verlebte. Der Grossvater führt Nedim in die Welt des Islam ein. Er tut es sanft und menschlich. Trotzdem beschäftigen und plagen den Jungen die Rätsel, Wunder und Legenden der Religion – von denen Gürsel ebenfalls erzählt: von der "Kindheit" des Islam, in der "Allahs Töchter" dem Kampf Mohammeds für den einen Gott zu weichen haben. In einer Mischung aus Bedauern, Eifersucht, Neid und Faszination lässt er Lat, Manat und Uzza – so heissen die drei weiblichen Götzen – aus der Kaaba in Mekka berichten. Der Grossvater diente im Ersten Weltkrieg "nebenan", in Medina, als Soldat. Aus seinen Erinnerungen erfahren wir mehr über den Untergang des Osmanischen Reichs, über Geburtswehen und "Kindheit" der modernen Türkei. Muslime kämpften gegen Muslime, Türken gegen Araber und Engländer … Das alles ist aktuellste Vorgeschichte der Gegenwart, in der uns der Islam in manchen Erscheinungen absolut und bedrohlich begegnet. Fast unter der Hand führt Gürsels Geschichtenerzählen zu einer menschlich relativierenden Betrachtungsweise. (Übrigens ist, wovon der Autor die Töchter Allahs singen und klagen lässt, zwar überraschend und wenig bekannt, es entstammt jedoch der islamischen Überlieferung – weshalb von Blasphemie nicht die Rede sein kann.) Einnehmend, phantastisch und erhellend ist Nedim Gürsels weit in die Vergangenheit – bis zu Allahs Töchtern – ausgreifender Entwicklungsroman eines türkischen Jungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Über die Autorin / über den Autor:

Nedim Gürsel, geboren 1951 in Gaziantep im Südosten der Türkei, ist seit 1999 Direktor des Pariser Centre Nationale de la Recherche Scientifique. Seine Romane, Erzählungen und Essays wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Gürsel lebt in Paris und Istanbul. Im deutschen Sprachraum haben ihn die Romane Der Eroberer (1998) und Turbane in Venedig (2002) bekanntgemacht.

Barbara Yurtdas wurde 1937 in Leipzig geboren. Sie studierte in Göttingen und München Germanistik, Slawistik und Geschichte. Mit ihrem türkischen Ehemann und den beiden Söhnen lebte sie zwölf Jahre lang in der Türkei, vorwiegend in Izmir. Seit 1993 wohnt sie wieder in München, wo sie bis Juli 2001 an einem Gymnasium als Studiendirektorin arbeitete. Barbara Yurtdas ist vor allem als Sachbuchautorin für Türkei-Themen bekannt. Sie hat auch mehrere Romane über deutsch-türkische Beziehungen geschrieben und zwei Lyrikbände herausgebracht. Mitgliedschaft im Verband Deutscher Schriftsteller (VS), in der Künstlerinnenvereinigung GEDOK und im Therese-Literaturverein.

Preis: CHF 34.90
Sprache: Deutsch (aus dem Türkischen von Barbara Yurtdas)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2012 (2008)
Verlag: Suhrkamp
ISBN: 978-3-518-42291-5
Masse: 345 S.

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