Khaled Khalifa

Der Tod ist ein mühseliges Geschäft

Um den letzten Wunsch ihres Vaters zu erfüllen – nämlich im Grab seiner Schwester in seinem Heimatdorf im Norden Syriens begraben zu werden –, machen sich die drei Geschwister Bulbul, Hussain und Fatima in Damaskus mit dem Leichnam ihres Vaters auf den Weg nach Anabîja. Was als Reise in ihre Vergangenheit und als ein Gedenken ihres Vaters und ihrer Familienbande gedacht war, entpuppt sich als Reise in eine perspektivenlose Zukunft. An jedem Checkpoint ändern sich die Vorzeichen, und jeder Checkpoint bringt mit seinen absurden Anforderungen, dem sinnlosen Warten und der Angst eine Veränderung des äusserst labilen Gleichgewichts zwischen den Geschwistern mit sich. Dem Zersetzungsprozess des Leichnams folgend begleiten wir die Geschwister auf ihrer Reise in ihre eigene Auflösung. Zwar können sie ihren Vater beerdigen, aber gleichzeitig tragen sie auch ihre eigene Geschichte zu Grabe. 

Ein düsteres Buch mit einer sehr schwarzen Situationskomik, die einen jede Hoffnung fahren lässt. Der Krieg fordert nicht nur Opfer im Hier und Jetzt, sondern auch Opfer in den Erinnerungen und vor allem in der Zukunft. Ein unbedingt lesenswertes Buch, das tiefe Spuren hinterlässt. cn

Klappentext:

Was in früheren Zeiten problemlos zu bewältigen gewesen wäre, wird im Krieg zur fast unlösbaren Aufgabe. Das Land ist durchsetzt von Strassensperren konkurrierender Kampftruppen. Eine Reihe kaum überwindbarer Hindernisse stehen den Reisenden im Weg: An einem von Islamisten eingerichteten Checkpoint muss eine Religionsprüfung abgelegt werden. Und an einer anderen von der staatlichen Armee aufgebauten Strassensperre wird sogar der Leichnam für eine Weile inhaftiert, weil sich der Name des Vaters auf einer Liste gesuchter Personen befindet. Während der langen Reise von Damaskus im Süden bis in das väterliche Heimatdorf nördlich von Aleppo hängen die drei Geschwister ihren Gedanken und Erinnerungen an das Familienleben nach.

Mit melancholischer Komik beschreibt Khaled Khalifa den Alltag in einem Land im Ausnahmezustand und gibt Einblick in die Struktur einer syrischen Familie. Ein aussergewöhnlicher Roadtrip, ein Buch über Kinder und Väter, über aktuelle Verwüstungen und zeitlose Hoffnungen.

Hier die Rezension von Angela Schader, NZZ, Mai 2018

Über die Autorin / über den Autor:

Khaled Khalifa wurde 1964 in Aleppo, Syrien, geboren. Er studierte Jura an der Universität Aleppo und war Mitbegründer und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift "Alif" und Mitglied des zu Beginn der achtziger Jahre gegründeten "Literarischen Forums" an der Universität Aleppo. Khaled Khalifa lebt in Damaskus. Er ist Autor von zahlreichen Drehbüchern für Kinofilme und Romanen. Shortlisted für den International Prize for Arabic Fiction, ausgezeichnet mit der Naguib Mahfouz Medal for Literature.

Hartmut Fähndrich wurde 1944 in Tübingen geboren. Er lehrte Arabisch und Islamische Kulturgeschichte an der ETH Zürich und lebt in Bern. Er übersetzte u.a. Alaa al-Aswani, Sonallah Ibrahim, Gamal al-Ghitani, Edwar al-Charrat und Nagib Machfus. Ausgezeichnet mit mehreren Übersetzerpreisen, darunter dem Übersetzerpreis der Arabischen Liga und dem Schweizer Literaturpreis in der Kategorie Übersetzung.

Preis: CHF 17.90
Sprache: Deutsch (aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2019 (2016)
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-499-27433-6
Masse: 224 S.

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