Ivo Andrić

Wesire und Konsuln

Travnik, ein Städtchen in einem engen Tal in Bosnien, 1805. Die Begs diskutieren darüber, dass ein französischer Konsul kommen wird, und dann wohl auch ein österreichischer und vielleicht ein russischer. Zufrieden sind sie nicht, eigentlich reicht ihnen schon der Wesir aus Stambul. Am Ende des Buches, sieben Jahre später, schauen die Begs der Abreise des französischen und des österreichischen Konsuls zu, und es brodelt der Unmut gegen den Wesir aus Stambul. Aber sonst hat sich nichts verändert. Die Leben der Ausländer sind duch Travnik beträchtlich geprägt und verändert worden, doch in Travnik hinterlassen sie keine Spuren. Erzählt wird die Geschichte der Wesire und Konsuln, wie sich ihr Leben in Travnik verändert, wie sie sich in dem kleinen Städtchen den Ereignissen in Europa anpassen müssen, wie der Alltag aussieht, wie sie sich gegen Einsamkeit und Verzweiflung zur Wehr setzen – und wie die Menschen in Travnik vollkommen immun dagegen sind. Andrić lässt seine Personen hellsichtige Voraussagen zum Schicksal Bosniens machen. 1942 geschrieben, erahnt er schon, was die Zukunft dieses gespaltenen Landes sein wird, wo niemand von seinem Standpunkt weichen will. Eine wunderbare Sprache, ein stilles Buch mit vielen Einsichten, die zeitlos sind und das Sein des Menschen und insbesondere das Wesentliche des Seins treffen. cn

"Ein beglückendes und erschütterndes Leseerlebnis." Karl-Markus Gauss

Klappentext:

Napoleon steht auf der Höhe seiner Macht. Bosnien, wie fast der ganze Balkan, gehört zum Osmanischen Reich – und in der kleinen bosnischen Stadt Travnik residiert ein Wesir des Sultans. Die Zeit zwischen 1806 und 1813 wird von ihren Einwohnern jedoch "Jahre der Konsuln" genannt: Die Stadt mit ihrem Gemisch aus vielen Völkern gerät zum Schauplatz internationaler Diplomatie, als ein französischer und ein österreichischer Konsul hierher entstandt werden, gegeneinander um die Gunst des Wesirs werben, es letztlich aber nur miteinander aushalten. In diesem 1942 vollendeten Roman setzte der Nobelpreisträger Ivo Andrić nicht nur seiner Heimatstadt ein Denkmal, sondern zeigte auch auf unnachahmliche Weise, wie der Lauf der Welt sich im Schicksal eines jeden einzelnen spiegelt.

Einer der grössten Romane des zwanzigsten Jahrhunderts: Ivo Andrićs historisches Panorama hat aus Travnik, gelegen am Scheidepunkt zwischen Abend- und Morgenland, eine zeitlose Bühne der Welt geschaffen. Katharina Wolf-Griesshaber hat die mehr als ein halbes Jahrhundert alte Übersetzung überarbeitet. Ein gewaltiges Werk ist neu zu entdecken.

Über die Autorin / über den Autor:

Ivo Andrić, 1892 in Travnik/Bosnien (damals zu Österreich-Ungarn gehörend) geboren und 1975 in Belgrad gestorben, studierte Slawistik und Geschichte in Zagreb, Wien, Krakau und Graz. Von 1920 an war er als Diplomat in verschiedenen europäischen Ländern tätig, zuletzt als Gesandter in Berlin. 1941 schied er aus dem diplomatischen Dienst aus. 1961 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Preis: CHF 39.90
Sprache: Deutsch (von Hans Thurn, überarbeitet von Katharina Wolf-Griesshaber)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2016 (1942)
Verlag: Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3-552-05802-6
Masse: 654 S.

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