Nach dreiundzwanzigjähriger Abwesenheit kehrt Filip Latinovicz in seine Heimatstadt zurück. Er ist Maler, steckt voller Gedanken über das Wesen seiner Kunst und voller Unruhe über sein eigenes Wesen. Voller Erfahrungen und voller Kenntnis der modernen Welt nach dem Ersten Weltkrieg kommt er nach Kroatien zurück, wo die Zeit stillgestanden ist. Kaum etwas hat sich seit der österreichisch-ungarischen Zeit verändert; obwohl die Donaumonarchie zerschlagen ist, lebt ihr Geist weiter, Europa bleibt auf dem Balkan anwesend. Alles gemahnt Filip Latinowicz an die Herkunft des Landes, in das er zurückkehrt; wo nun liegt die eigene Herkunft? Je tiefer er in das Rätsel der ihn umgebenden Welt eindringt, desto tiefer dringt er auch in die Rätsel der eigenen Herkunft ein. Er wird seine Aufgabe gelöst haben, wenn er sich über sich selbst klar geworden ist und seinen eigentlichen Vater kennengelernt haben wird. Das eine Rätsel löst ihm die Mutter, das andere die Geliebte. Aber die Mutter, die ihren Sohn zu verlieren fürchtet, gibt das Geheimnis der Vaterschaft erst in dem Augenblick preis, in dem die Geliebte ermordet wird. Filip Latinovicz hat jetzt alle ersehnten Klarheiten, aber er ist verlassener als je zuvor.
Über die Autorin / über den Autor:Miroslav Krleža, enzyklopädischer Geist und streitbarer Humanist, Poeta doctus, ist ein Jahrhundertgenie Europas, das nicht nur das literarische und kulturelle Gesicht des zerfallenen Jugoslawien prägte. Krleža wurde 1893 in Zagreb geboren, er begann sein umfang- und einflussreiches literarisches und essayistisches Werk unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs. Den Pressionen der Zeiten setzte er streitbare Unruhe, ästhetischem Reglement veilseitig, subversive dichterische Innovation entgegen. Mirsolav Krleža starb 1981.
Im Wieser Verlag erschienen: Zadars Gold und Silber (Essay, 1996 und 2007), Illyricum Sacrum (Essay, 1994 und 2008), Der kroatische Gott Mars (2009).
Preis: CHF 32.00
