Usama Al Shahmani

In der Fremde sprechen die Bäume arabisch

Wer sich für die emotionalen Realitäten Geflüchteter interessiert und im Speziellen für diejenigen in der Schweiz, gewinnt in diesem autobiografischen Roman von Usama Al Shahmani einen aufschlussreichen Einblick. In einer schnörkellosen Sprache erlaubt er uns, an seinem Innen- und Familienleben teilzunehmen. So erfahren wir nicht nur viel Erschütterndes, das sich auf den Strassen Bagdads und im Südirak ereignete, sondern auch welche psychischen Auswirkungen diese Ereignisse auf die Menschen hatten und welche Strategien sie anwendeten, um damit umzugehen und wiederum welche Implikationen diese für ihr Leben im Exil haben. Die Frau von Usama, selbst zwar mit irakischen Wurzeln jedoch als Kleinkind mit ihren Eltern in die Schweiz geflohen, kennt den Irak aus dem Usama geflohen ist, nicht. Sie kann ihm zwar die Geborgenheit einer Familie geben, Usama findet jedoch erst in den Bäumen die dringend benötigten Gesprächspartner, um sein Gleichgewicht zu finden. Es sind die Bäume, die ihm ein Fortleben ermöglichen. So sind auch die Kapitel jeweils einem Baum gewidmet. Sehr schön! ap

Klappentext:

Usama Al Shahmani steckt mitten im Asylverfahren, ohne Geld, ohne Arbeit, als in Bagdad sein Bruder Ali spurlos verschwindet. In den sicheren Süden wollte er nicht gehen, wenn er Bagdad verlassen soll, dann möge ihn Usama bitte herausholen aus dem Irak. Aber wie soll dieser die zweitausend Dollar für die Flucht nach Beirut aufbringen? Da kommt auch schon die Nachricht von dessen Verschwinden.

Während Usama mit Ankommen mehr als beschäftigt ist, treffen laufend Nachrichten aus dem Irak ein. Bilder aus dem Leichenschauhaus, von denen doch keines Ali zeigt. Windige Typen aus der Hochsicherheitszone in Bagdad, die bestochen werden wollen für angebliches Wissen. Vorwürfe der Mutter, es wäre nicht passiert, wenn er nicht geflüchtet wäre.

Diese persönliche Geschichte und ein im Exil entdecktes, neues Verhältnis zur Natur formt Usama Al Shahmani zu einem vielschichtigen Roman über den Spagat eines Lebens zwischen alter und neuer Heimat.

Und hier eine Rezension der NZZ, und hier ein Interview im Tagblatt - anlässlich der Nomination zum Lieblingsbuch der Deutschschweizer BuchhändlerInnen 2019.

Über die Autorin / über den Autor:

Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Al Nasiriyah), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert, er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines regimekritischen Theaterstücks fliehen musste. Er arbeitet heute als Dolmetscher und Kulturvermittler und übersetzt ins Arabische, u.a. Werke von Thomas Hürlimann oder Friedrich Schleiermacher. Usama Al Shahmani lebt mit seiner Familie in Frauenfeld.

Preis: CHF 29.00
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2018
Verlag: Limmat
ISBN: 978-3-85791-859-9
Masse: 200 S.

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