Dragica Rajčić

Buch von Glück

Der kleine Lyrikband hat es in sich. Er spricht von einer starken Widerständigkeit und Sehnsucht nach Liebe und dies in einer ganz ungewohnten Sprache für einen Lyrikband. Dragica Rajčić schreibt nicht in Hochsprache, sondern in einer Sprache, die oft von Migrant:innen gesprochen wird, wenn sie als Erwachsene nochmals eine Sprache erlernen müssen. Sie ist durchwirkt von Sprachbildern der Muttersprache und kreiert dadurch eine ganz besondere Stimmung der Fremdheit. Die zentrale Rolle der Sprache in einer neuen Gesellschaft wird sehr deutlich. Sehr beeindruckend! ap

Klappentext:

Dragica Rajčić hat sich einen Namen gemacht als eine Stimme der ImmigrantInnen, indem sie immer wieder witzig und genau die Schweiz aus dem Blickwinkel der "Ausländer" aufs Korn nimmt und die Situation der "Fremden" reflektiert, besonders eindringlich und engagiert hat sie diese Thematik zur Zeit des Krieges in Kroatien, Bosnien und Herzegowina in Worte gefasst. Mit ihrer Lyrik in gebrochenem, schillerndem Deutsch unterstreicht sie die Fremdheit auch sprachlich, sie irritiert und fasziniert mit eigentümlichen Wendungen und gekonnten Pointen und lässt in den Bruchstellen die Funken sprühen. Die Auseinandersetzung mit der eigen-fremden Sprache – vertraute und trügerische Stütze – gehört zu den Fragestellungen, die sie in all ihren Gedichtbänden, auch in diesem, begleiten.

Im Vordergrund steht im Buch von Glück aber ein anderes Thema: Die Liebe. Die Liebe mit ihrer Sehnsucht und Entgrenzung, mit dem Aufbrechen des Gefestigten, den unlebbaren Entwürfen – und schliesslich der schmerzhaften Ernüchterung angesichts der Utopie der Zweisamkeit. Das schwankende, suchende Lebensgefühl greift auf alles über, prägt auch das Nachdenken über Kindheit, Herkunft, Identität oder Frausein, lässt träumen und zweifeln und mündet of in eine leise Ironie. So bündelt das Buch von Glück in einem lyrischen Wechselbad Momentaufnahmen eines überschwänglichen und trauernden, eines ausgelieferten und kritischen Ich. Getragen von einer Sprache, die lakonisch und präzis über die Beschreibung von Alltäglichem das Existenzielle aufleuchten lässt.

Über die Autorin / über den Autor:

Dragica Rajčić ist 1956 in Split (Kroatien) geboren und lebt seit 1978 in St. Gallen. Hier Gelegenheitsarbeiten als Putzfrau, Büglerin, Heimarbeiterin. Rückkehr nach Kroatien von 1988 bis 1991. Gründung der Zeitschrift Glas Kaštela, journalistische Arbeit. Nach Kriegsausbruch Flucht mit den Kindern in die Schweiz. Lebt seither wieder in St. Gallen, wo sie als Redaktorin einer Migranten-Zeitschrift und soziokulturelle Animatorin arbeitet. Erhält u.a. 1994 den Münchner Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis und den 2. Lyrikpreis der Stadt Meran (Italien).

Preis: CHF 22.00
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2004
Verlag: edition 8
ISBN: 978-3-85990-078-3
Masse: 168 S.

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