Alba de Céspedes

Das verbotene Notizbuch

Ausgezeichnet, wie Alba de Céspedes die inneren und äusseren Monologe und Dialoge einer Frau in den Vierzigern im Rom der Nachkriegszeit literarisch verarbeitet. Den Roman schrieb sie bereits 1952. Er hat jedoch nichts von seiner Gültigkeit verloren. Seine Aktualität ist frappant. Beeindruckend ebenfalls, wie Alba de Céspedes die fehlende Übereinstimmung von Denken, Fühlen und Handeln der Ich-Erzählerin Valeria vor den Lesenden aufzeigt und auch gleich den Weg aus diesem Fiasko vorführt: Es ist das Aufschreiben der Ereignisse, das das permanente Vergessen von dem, was soeben passiert ist, verhindert und ein Reflektieren ermöglicht. Die Protagonistin, die inzwischen auch von ihrem Mann Mama genannt wird, schafft es erst durch das heimliche Führen eines Tagebuches über sich und die anderen nachzudenken und die verschwundene Valeria wieder sichtbar zu  machen. Ein Roman, der hoffentlich von vielen Söhnen, Töchtern, Vätern und Mütter gelesen wird. Er ist sehr scharfsinnig, sorgfältig beobachtet und sehr gut zu lesen! ap

Klappentext:

Eigentlich sollte Valeria im tabaccaio nur Zigaretten für ihren Mann besorgen – kauft dann aber verbotenerweise ein schwarzes Notizheft und ahnt nicht, welche Konsequenzen dies haben würde. Es sind die Nachkriegsjahre in Rom, und Valeria führt das bescheidene und unscheinbare Leben einer Frau der Mittelschicht. Sie ist Mutter, Gattin und Büroangestellte. Mehr sieht niemand in ihr, seit Jahren hat sie ihren eigenen Namen nicht gehört, sogar ihr Mann nennt sie "mamma". Doch als sie beginnt, in das Notizheft zu schreiben, verändert sich allmählich etwas in Valeria. Sie sondiert ihr Inneres, geht auf die Suche nach ihren eigenen Sehnsüchten und Ängsten. Irgendwann beginnt sie, sich kleiner Lügen zu bedienen, sich heimlich mit ihrem Chef zu treffen und die Forderungen ihrer Kinder zu übergehen. Bis sie glaubt, einen Schritt zu weit gegangen zu sein.

Über die Autorin / über den Autor:

Alba de Céspedes wurde 1911 in Rom geboren, als Tochter eines kubanischen Vaters und einer italienischen Mutter. Ihr erster Roman fiel wegen seiner zu selbstbestimmten Frauenfiguren der Zensur zum Opfer. Während des Krieges war de Céspedes im aktiven Widerstand und wurde zweimal inhaftiert. Später arbeitete sie als Radio- und Fernsehjournalistin, schrieb Prosa, Lyrik und fürs Theater. Ihre Romane waren internationale Bestseller.

Verena von Koskull hat Italienisch, Englisch und Kunstgeschichte studiert. Sie übertrug unter anderem Carlo Levi, Salman Rushdie und Edoardo Albinati ins Deutsche. 2020 wurde sie mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis ausgezeichnet.

Preis: CHF 33.90
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Verena von Koskull)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2021
Verlag: Insel
ISBN: 978-3-458-17934-4
Masse: 302 S.

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