José Carlos Llop

Der Bericht "Guillermo Stein"

Als eines Tages Guillermo Stein in der Schule auftaucht, in die Pablo Ridorsa und seine Freunde Planas und Palou in Palma de Mallorca gehen, herrscht Aufregung. Wer ist dieser ruhige, fast schon arrogante Neuankömmling? Und wieso schweigen Pablos Grosseltern mit finsterem Blick, wenn sie den Namen "Stein" hören? Die Freunde beschliessen, dass ein Bericht erstellt werden muss.

In dichter, poetischer Sprache erzählt Llop von der Schule, in der die Jungen gehen, die absurd anmutenden Regeln, die sie zu befolgen haben. Er beschreibt die Patres, die mit eingeschränktem Blick auf die Welt im Unterricht stehen und ein teilweise reichlich bizarr anmutendes Weltbild vermitteln. Es ist die Zeit nach dem Bürgerkrieg, Franco hat die Macht übernommen, die Wunden liegen offen da, nur Schweigen scheint Linderung zu versprechen. In den sich abwechselnden Abschnitten über den Schulalltag, Jungenabenteuer in der Freizeit und dem bedrückenden Alltag bei den Grosseltern – bedrückend, weil die Eltern eine Leerstelle bilden, die durch die Kette von Postkarten, die aus der ganzen Welt von ihnen eintrifft, nicht gefüllt werden kann – und den Besuchen auf dem Landgut des Urgrossvaters schafft es Llop, eine dichte und berührende Beschreibung des Aufwachsens in den 60er Jahren in Palma de Mallorca zu zeichnen und etwas von den geschlagenen Wunden und vom (Ver)schweigen dieser Zeit mitzugeben. cn

Klappentext:

"Meine Grossmutter las mir die Postkarten vor und wenn sie fertig war, verfinsterte sich ihr Blick und ihre Augen wechselten die Farbe, genauso wie das Wasser eines Teichs die Farbe wechselt, wenn eine Wolke die Sonne verdeckt."

José Carlos Llop entwirft mit diesem Kurzroman ein diffuses Bild von Mallorca inmitten der franquistischen Diktatur. Die Ereignisse, die das Leben der jungen Protagonisten – Schüler eines Jesuitenkollegs – bestimmen, reichen bis in die Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs zurück, als die Baleareninsel zum Stützpunkt des faschistischen Italiens wurde.

Über die Autorin / über den Autor:

José Carlos Llop (1956, Palma de Mallorca), schreibt sich seit seinem Debüt in den frühen 1990er Jahren als Poet und Prosaist in den Rang eines Llorenç Villalongas und gilt heute mit seinen Tagebüchern als massgeblicher Chronist Mallorcas. Seine Novellen und Romane wurden international vielfach prämiert. Der 1995 erschienene Der Stein-Bericht erhielt 2008 den Prix Écureuil de Littérature Étrangère für den besten in Spanien publizierten Roman.

Preis: CHF 28.90
Sprache: Deutsch (aus dem Spanischen von Christiane Quandt)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2022 (1995)
Verlag: kupido
ISBN: 978-3-96675-212-1
Masse: 96 S.

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