Nach Jahren der Abwesenheit taucht er plötzlich wieder auf: Der Mann steht am Hauseingang, eine Zigarette im Mundwinkel, und mustert den Sohn. Das harmonische Duo aus Mutter und Kind soll wieder eine vollständige Familie werden, der Vater will beweisen, dass er sich zum Guten verändert hat, und bringt die beiden nach Les Roches, zu jenem abgeschiedenen Haus in den Bergen, in dem er selbst mit einem erbarmungslosen Vater aufgewachsen war. Ein Sommer im Gebirge verspricht, die drei näher zusammenzubringen. Doch eingeschlossen von der weiten, atemberaubenden Natur geraten Mutter und Sohn zunehmend unter die Kontrolle und Macht des Vaters, der, von eigenen Glaubenssätzen gefangen, ihre neue Existenz bestimmt. In Schlaglichtern treten unausgesprochene Zwiste, brodelnde Geheimnisse und verdrängte Gefühle zutage und offenbaren, dass es aus diesem Familienausflug kein Zurück mehr gibt.
In beeindruckenden, bildgewaltigen Sätzen zeichnet Del Amo mit Der Menschensohn die einengenden Prägungen und Verhältnisse, die über Generationen hinweg von den Vätern auf die Söhne übertragen werden und denen sich niemand zu entziehen weiss, sosehr er es auch versucht.
Über die Autorin / über den Autor:
Jean-Baptiste Del Amo, 1981 in Toulouse geboren, gilt als einer der aufregendsten jüngeren französischen Schriftsteller. Er wurde für seinen Debütroman Die Erziehung mit dem Prix Goncourt du premier roman und für Der Menschensohn mit dem Prix du Roman Fnac ausgezeichnet. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien zuletzt sein Roman Tierreich, der 2017 in Frankreich den Prix du Livre Inter erhielt und in der Übersetzung von Karin Uttendörfer 2019 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse stand.
Karin Uttendörfer arbeitet als Übersetzerin, Autorin und Herausgeberin in Berlin. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören u.a. Eric Hazan, Jacques Yonnet, Marcel Aymé, Judith Perrignon und Mathieu Riboulet. Gemeinsam mit der Autorin Ryoko Sekiguchi wurde sie 2021 für Nagori mit dem Prix PREMIERE ausgezeichnet.