Fabio Stassi

Ich töte wen ich will

Fabio Stassi lotst uns auf rätselhafte, aber nie plakative Weise während gut zwei Wochen durch die Stadt Rom und die Weltliteratur. Es ist ein sehr heisser Sommer im Jahr 2016, eine Mordserie bewegt die Gemüter der Stadt. Im Zentrum der Ermittlungen stehen jedoch nicht die Nachforschungen eines Kommissars, sondern die des Bibliotherapeuten Vince Corso. Unweigerlich stellt sich die Frage: Hat er sich mit seinen Buchempfehlungen nicht nur Freund:innen, sondern auch Feinde geschaffen?  

Ich töte wen ich will ist ein aussergewöhnlicher Literaturkrimi, der bis zum Schluss die Spannung hält. Im Buch wird sprichwörtlich zurückbuchstabiert. Die Kapitel beginnen mit dem Buchstaben Z und enden bei A. Listen mit Büchern und Liedern und den römischen Schauplätzen schliessen den Krimi ab. So kann Ich töte wen ich will bestens auch als ein ungewöhnlicher Stadtführer für den Rombesuch eingepackt werden.

Ich töte wen ich will ist aber auch die Geschichte einer Vater-Sohnbeziehung bzw. die Auffächerung deren Konsequenzen. Ähnlich dem Telemach, dem Sohn Odysseus' und Penelopes sehnt sich der Protagonist Vince Corso, ein feinfühliger Mann, dem es schwer fällt sich zu binden, nach seinem Vater. Er schreibt ihm regelmässig Postkarten an eine fiktive Adresse.

Generell hängt in diesem Krimi so einiges schief. Realität und Fiktion verschwimmen oft und die Leser:in verliert sich selber immer wieder in diesem Wechselspiel. Dieser Kriminalroman ist voller irritierender Ereignisse und seltsamer Gedankengänge. Vince Corso wird zum Gejagten und ist doch auch ein Verdächtiger und immer wieder werden Überlegungen zur Rolle der Lesenden selber angestellt. Welche Rolle spielen sie in diesem Krimi und in der Literatur überhaupt? Ich töte wen ich will ist beste Unterhaltung! ap

Klappentext:

Vince Corso hat einen ungewöhnlichen Beruf – er ist Bibliotherapeut, leistet Lebenshilfe durch Buchempfehlungen, und das durchaus erfolgreich. Eines Tages findet er seine kleine Behausung in der römischen Via Merulana verwüstet vor, Bücher und Platten verstreut und zerstört, seinen Hund vergiftet. Gibt es da eine Verbindung zur grausamen Mordserie, die Rom erschüttert, Untaten, die immer dann geschehen, wenn Vince in der Nähe ist? Was hat es mit dem geheimnisvollen Blinden auf sich, der ihm immer wieder über den Weg läuft? Vince verfolgt seine Spur, und steht schon bald selbst unter Verdacht, während Realität und Fiktion zu verschwimmen scheinen.

Grossartig erzählte Höchstspannung, bei der auch Kenner einschlägiger Literatur von Gadda über Poe bis Chandler ganz auf ihre Kosten kommen.

Über die Autorin / über den Autor:

Fabio Stassi, geboren in Rom, in einer Familie von Weltenwanderern, stellt in den Mittelpunkt seiner literarischen Suche das Thema der mehrfachen Identität, der geretteten Sprachen, der Geographie des Blutes. Seine Vorbilder sind Leonardo Sciascia, Gesualdo Bufalino, Vincenzo Consolo. Bekannt wurde er mit Fumisteria, Roman über das Massaker bei Portella della Ginestra (2006, Neuauflage 2015). Mit der romanzierten Biografie von Charlie Chaplin L'ultimo ballo di Charlot, deutsch Ein Pakt fürs Leben (Ü: Monika Lustig), übersetzt in 19 Sprachen, schaffte er den internationalen Durchbruch.

Preis: CHF 32.50
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Annette Kopetzki)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2022
Verlag: Converso
ISBN: 978-3-9822252-8-9
Masse: 320 S.

zurück