Noor Naga

If an Egyptian Cannot Speak English

Ein sehr einnehmendes Debüt! Der experimentelle Aufbau dieses Romans, der von sich abwechselnden, sich überlappenden und kontrastierenden Perspektiven lebt, belebt unsere Gedanken über Herkunft und Klasse und wirbelt uns durcheinander. If an Egyptian Cannot Speak English beinhaltet drei Teile: Der erste Teil ist aus vielen kurzen Texten gebaut, die jeweils mit einer ungewöhnlichen Frage beginnen und  abwechselnd die Gedanken und Erlebnisse einer jungen Nordamerikanerin mit ägpyptischen Eltern und einem aus der ägyptischen Provinz stammenden jungen Mann wiedergeben.

Die Protagonist:innen lernen sich in Cairo zu einer Zeit kennen, als der Arabische Frühling bereits gescheitert war. Sie gehen eine "love affair" ein, die sich dadurch kennzeichnet, dass beide auf eine gewisse schützende Distanz zueinander bleiben. Sie beobachten sich und den anderen und gehen schliesslich auseinander, um sich danach wieder zu treffen, ohne wieder ein Paar zu werden. Im zweiten Teil kommen die beiden weiterhin abwechselnd zu Wort, jedoch fliessend. Strukturierend wirken hier die Fussnoten, die sehr überzeichnet sind und die Autofiktion immer wieder ins Gedächtnis rufen. Im dritten Teil befinden wir uns in einer "creative writing"-Klasse, die das im ersten und zweiten Teil Geschriebene kommentiert.

In If an Egyptian Cannot Speak English schwang für mich ständig ein gewisses Unbehagen mit. So fragte ich mich immer wieder: Wer erzählt eigentlich hier, und worüber genau und wie wird erzählt? Und an wen richtet sich das Buch? Immer wieder überkam mich das Gefühl: Habe ich nicht etwas überlesen? Mehr als einmal habe ich daraufhin zurückgeblättert und nach gewissen Stellen gesucht. Das Buch hält einen im guten Sinne auf Trab. Fiktion, autobiografische Bezüge und Autofiktion als Kategorien werden ebenso in die Wagschale geworfen wie Klasse und Identität. Noor Naga konfrontiert die Lesenden pointiert mit der konfliktiven und verhängnisvollen Begegnung zwischen einer auf der Suche nach ihren Wurzeln befindlichen privilegierten Person und einem ebenso suchenden Menschen, der das Land zwar nie verlassen hat, aber innerhalb dessen er "ausgewandert" war. Ein sehr lesenwerter Roman. ap

Klappentext:

In the aftermath of the Arab Spring, an Egyptian American woman and a man from the village of Shobrakheit meet at a café in Cairo. He was a photographer of the revolution, but now finds himself unemployed and addicted to cocaine, living in a rooftop shack. She is a nostalgic daughter of immigrants "returning" to a country she's never been to before, teaching English and living in a light-filled flat with balconies on all sides. They fall in love and he moves in. But soon their desire – for one another, for the selves they want to become through the other – takes a violent turn that neither of them expected.
 
A dark romance exposing the gaps in American identity politics, especially when exported overseas, If an Egyptian Cannot Speak English is at once ravishing and wry, scathing and tender. Told in alternating perspectives, Noor Naga's experimental debut examines the ethics of fetishizing the homeland and punishing the beloved ... and vice versa. In our globalized twenty-first-century world, what are the new faces (and races) of empire? When the revolution fails, how long can someone survive the disappointment? Who suffers and, more crucially, who gets to tell about it?

Über die Autorin / über den Autor:

Noor Naga is an Alexandrian writer who was born in Philadelphia, raised in Dubai, studied in Toronto, and now lives in Cairo. Apart from her debut novel If an Egyptian Cannot Speak English, she is also the author of the verse-novel Washes, Prays. Noor teaches at the American University in Cairo.

Preis: CHF 23.90
Sprache: Englisch
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2022
Verlag: Graywolf
ISBN: 978-1-64445-081-9
Masse: 208 S.

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