Dragica Rajčić Holzner

Liebe um Liebe

Dragica Rajčić Holzner verfasste zuerst Gedichte, bevor sie Romane zu schreiben anfing. In Liebe um Liebe ist dies sehr spürbar. Virtuos und atemlos, mit tollen Wortschöpfungen und eingeflochtenen, nicht immer übersetzten kroatischen Wörtern und Sätzen reisst Rajčić die Leserin und den Leser mit. Der Roman, ein Logbuch über die Liebe und deren verschiedene Formen von Gewalt, zeigt zart und roh zugleich die Ursachen von Hass und Liebe auf. Er verdeutlicht den sich in der säkularisierten Teilrepublik Kroatien hartnäckig als Wertessystem haltenden Katholizismus. Die Ich-Erzählerin, Ana Jagoda, flieht aus einem abgelegenen Dorf in Dalmatien, das ironischerweise Glück heisst. Das Glück, eine zu grosse Utopie, an der auch Ana und Igor, ihr Ehemann, schlussendlich scheitern. Beide werden versuchen, den durch Krieg und Patriarchat traumatisierten Menschen zu entrinnen, indem sie im anderen die nicht erhaltene Elternliebe suchen und sich in den Sehnsuchtsort USA absetzen. Doch ist es gerade auch dieser überfordernde Wunsch, der es verunmöglicht, dass sie zusammen bleiben können. Für Igor wird es zunehmend unerträglich und bedrohlich, als Ana sich in den USA als Schreibende durchsetzt. Noch wütender wird er. Sprachlosigkeit und Schreiben stehen in grosser Konkurrenz zueinander. Für Ana ist das Schreiben der Weg, das Werkzeug, um sich zu schützen, sich zu finden und aus sich herauszuwinden.

Liebe um Liebe ist literarisch und inhaltlich überzeugend. Sehr empfehlendwert. ap

Klappentext:

In einer rohen, wilden und starken Sprache, ihre eigene Herkunft nicht verleugnend, erzählt die Lyrikerin und Dramatikerin Dragica Rajčić Holzner aus der Innensicht von einer unmöglichen Ehe, in der mit Gewalt auf Liebe geantwortet wird, und mit Liebe auf Gewalt.

Als die Ich-Erzählerin Igor zum ersten Mal sieht, erscheint er ihr wie ihre Rettung. Und doch ist da gleich zu Begin dieses ungute Gefühl, das immer wieder weggeschoben und ignoriert werden will. Igor trinkt zu viel, aber tun das nicht alle Männer? Er ist aufbrausend, aber auch das ist doch nichts Ungewöhnliches. Jahre später zieht das verheiratete Paar in den Norden der USA. Hier wird sich die anfangs noch diffuse Unruhe als prophetisch erweisen. Der Mann, an den sie sich in ihrer Jugend voller Hoffnung klammerte, wird zu jemand völlig anderem. Und wieder muss sie fliehen – diesmal fort von ihm. Über hundert Jahre tief, bis in die Zeit der Spanischen Grippe, senkt sie das Lot der eigenen und erzählten Erinnerungen, um die raue Zeit des Aufwachsens im ländlichen Jugoslawien der 60er-Jahre, die Flucht von der Familie, das Hineingeraten in die frühe Ehe und die späte Befreiung daraus zu verstehen.

Über die Autorin / über den Autor:

Dragica Rajčić Holzner, 1959 in Split geboren, wuchs in Kroatien auf, bevor sie in jungen Jahren in die Schweiz zog. 1988 kehrte sie nach Kroatien zurück, arbeitete als Journalistin und gründete die Zeitung Glas Kaštela. 1991 floh sie während der Jugoslawienkriege mit ihrer Famile in die Schweiz, wo sie sich in der Friedensarbeit engagierte. Zu ihrem Werk zählen auf Kroatisch und Deutsch verfasste Gedichte, Kurzprosa und Theaterstücke. Heute lebt Rajčić in Zürich und Innsbruck.

Preis: CHF 28.90
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2020
Verlag: Matthes & Seitz
ISBN: 978-3-7518-0000-6
Masse: 167 S.

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