Rumena Bužarovska

Mein Mann

Auf den ersten Blick ist den Erzählungen die Beklemmung und die Beschreibung von machistischen Verhältnissen in den verschiedensten Variationen gemeinsam. Und auf den ersten Blick scheinen sie fast ein wenig platt in ihrem Blick auf die jämmerlichen, gewalttätigen, narzisstischen, eingebildeten Ehemänner. Doch bald schon tut sich ein weiterer Blick auf. Die Ehefrauen sind meist nicht ganz unschuldig daran, wie sich ihre Ehemänner verhalten, und nicht nur das, manchmal sind sie noch schlimmer. Doch die Erzählungen beschränken sich auch nicht darauf, die Mitschuld der Frauen in den gescheiterten Ehen aufs Tapet zu bringen. Sie zeigen vielmehr auf sehr subtile und teils auch sehr witzige Weise die ewige Wiederholung von patriarchalen Strukturen auf, die sich nicht auf das Verhältnis Frau-Mann beschränken, sondern die ganze Familie einbeziehen, ebenso das grundsätzliche Dasein in der Gesellschaft. Ein etwas beklemmendes, aber sehr empfehlenswertes Leseerlebnis! cn

Klappentext:

Mein Mann – das sind elf meist erbarmungslose Proträts von Ehemännern, gezeichnet von ihren Frauen: Da ist der Ehebrecher, der nicht nur Kaugummis kauft, sondern auch Kondome und dadurch eine filmreife Eskalationsspirale in Gang setzt. Da ist der Gynäkologe, der Vaginen malt und sich vor Gästen bescheiden als Künstler geriert. Und da ist Genčo, der viel auf seine guten Gene hält und seiner Frau die Schuld gibt, dass der kleine Sohn Schokolade und Spielzeugautos stiehlt – denn sass nicht ihr Grossvater wegen Raubs im Gefängnis?

Rumena Bužarovska, eine der wichtigsten Schriftstellerinnen der mazedonischen Literatur, nimmt sich die herrschenden Geschlechterverhältnisse vor. Grell tritt das Schmähliche, Bizarrre und Peinliche hervor – auf beiden Seiten: Denn die Frauen stellen nicht nur ihre Ehemänner bloss, sondern auch sich selbst. Gnadenlos und mit einem untrüglichen Gespür für Komik gewinnt Bužarovska den archaischen Rollenmustern eine so anregende wie beunruhigende Frische ab.

Über die Autorin / über den Autor:

Rumena Bužarovska, geboren 1981 in Skopje, ist Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin. Ihr Erzählungsband Mein Mann wurde in zehn Sprachen übersetzt und machte sie zu einem Shootingstar der südosteuropäischen Literaturszene. Sie lehrt amerikanische Literatur an der Staatsuniversität Skopje und setzt sich für eine offene, diverse Gesellschaft in Nordmazedonien ein.

Benjamin Langer, geboren 1976, Germanist, lehrte mehrere Jahre an der Universität Sveti Kiril i Metodij in Skopje. Er lebt in Berlin und übersetzt aus dem Mazedonischen, darunter Werke von Goce Smilevski, Vlada Urošević und Petre M. Andreevski.

Preis: CHF 16.90
Sprache: Deutsch (aus dem Mazedonischen von Benjamin Langer)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2022 (2014)
Verlag: Suhrkamp
ISBN: 978-3-518-47253-8
Masse: 171 S.

zurück