Karen Köhler

Miroloi

Ein faszinierender Text, der mich von der ersten Seite an mit seiner Sprache, seinen Bildern, seinem Rhythmus in seinen Bann gezogen hat! Karen Köhler lässt in ihrem Roman Miroloi eine anfangs namenlose junge Frau erzählen. Sie ist ein Findelkind, auf der Schönen Insel, im Schönen Dorf, und hat keinen Namen. Was in dieser archaischen Gesellschaft den sozialen Tod bedeutet. Sie ist ausgegrenzt, als Frau und als Namenlose. Mit grossem Feingefühl und in Sätzen, die wie kleine Feuerwerke aufleuchten, beschreibt sie das Funktionieren des Lebens auf der Schönen Insel. In einer undefinierten Zeit, in einem undefinierten Land. Denn die Schöne Insel ist das Zentrum, das Drumherum braucht es nicht. Nur das Schiff, das alle paar Wochen kommt, bringt Waren vom Drübenland mit, die vom Ältestenrat in solche, die bleiben dürfen, und solche, die nicht bleiben dürfen, eingeteilt werden. Die Bananen beispielsweise dürfen bleiben. Der Fernseher nicht. 

Was folgt ist einerseits die packende Emanzipationsgeschichte der jungen Frau. Gleichzeitig erzählt Karen Köhler aber auch davon, wie sich eine Gesellschaft ganz schnell ganz grundlegend verändern kann. Und darüber, welche Macht in Bildung und Angstlosigkeit liegt.

Wirklich ein aussergewöhnliches Lesevergnügen! Und solche Sätze werde ich mir noch lange auf der Zunge zergehen lassen: "Das Meer, mit nichts obendrauf als einer Silberspiegelfläche. Die ist zum Erkennen da, ist ein Fenster, ist eine Tür, ist eine Sehnsucht aus Blei." cn

Klappentext:

Im Schönen Dorf haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert an einem solchen Ort, wenn sich eine Aussenseiterin gegen alle Regeln stellt? Wenn sie heimlich lesen lernt, den Konjunktiv versteht, Freundschaften und Allianzen schliesst, sich verliebt und endlich, endlich einen Namen bekommt?

Voller Hingabe, Neugier und Wut auf die Verhältnisse erzählt Miroloi von einer jungen Frau, die in Frage stellt, was ist. Unbändig und feinfühlig zugleich entführt Karen Köhler an einen Ort, der nur in der Literatur existiert und dennoch allgegenwärtig ist. Ein grosser Roman, in dem jedes Detail brennt und leuchtet.

Über die Autorin / über den Autor:

Karen Köhler hat Schauspiel studiert und zwölf Jahre am Theater in ihrem Beruf gearbeitet. Heute lebt sie in Hamburg und schreibt Theaterstücke, Drehbücher und Prosa. Ihre Theaterstücke stehen bei zahlreichen Buchen auf dem Spielplan, 2014 erschien bei Hanser ihr Erzählungsband Wir haben Raketen geangelt, für den sie u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet wurde.

Preis: CHF 38.90
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2019
Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-26171-6
Masse: 463 S.

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