Jérôme Ferrari

Nord Sentinelle

Der namenlose Ich-Erzähler, Lehrer in einer korsischen Stadt am Meer, legt uns in Schlaufen und Kaskaden die Geschehnisse einer Nacht dar, in welcher Alexandre, Sohn seiner Cousine und eines Sprosses der mächtigen korsischen Familie Romani, einen Pariser Touristen auf offener Strasse, mitten im Feiern der Touristenscharen mit Messerstichen attackiert hat. Um diese Gewalttat irgendwie zu fassen, geht der Erzähler zurück zu seiner eigenen Geschichte, zu seiner Freundschaft mit dem Vater Alexandres, zu dessen Vorfahren und einer Gesellschaft, die Ehre so hoch hält, dass auch Gewaltanwendung zu deren Verteidigung für erforderlich gehalten wird. Und wenn verletzte Ehre auf einen entfesselten Massentourismus stösst, der nichts als Verachtung für diejenigen übrig hat, die sich den Tourist:innen sozusagen zum Frass vorwerfen, so ist das eine Mischung, die nichts Gutes bereithält.

Ein packender Roman, voll Wut und Selbstironie! cn

Klappentext:

Der junge Alexandre Romani ersticht im Hafen einer korsischen Küstenstadt inmitten einer bunten Menge feierlustiger Touristen Alban Genevey, einen Pariser Studenten, den er von Kindesbeinen an kennt, da seine Eltern auf der Insel ein Haus am Meer besitzen.

Der Erzähler, aufgrund einer tragischen Liaison mit dem Täter verwandt, blickt von der Mordnacht zurück auf die Lebenswege der Protagonisten und zeichnet das Porträt einer Gesellschaft nach, in der Massentourismus und Geistlosigkeit ungute Voraussetzungen für ein gelingendes Leben sind.

Tragikomisch erzählt Jérôme Ferrari "vom Einheimischen und vom Reisenden", wie der Roman ironisch bekennt, und spürt dabei in seiner bekannt kraftvollen, poetischen und nun auch bissig ironischen Sprache der Entstehung von Gewalt nach. Meisterhaft dringt er bis in die verborgenen Winkel der menschlichen Seele vor, wo die Enttäuschung, niemand anderer als man selbst zu sein, unser Handeln bestimmt.

Über die Autorin / über den Autor:

Jérôme Ferrari, geboren 1968 in Paris, unterrichtet auf Korsika Philosophie. Mit seinem Roman Predigt auf den Untergang Roms, der 2012 mit dem begehrten Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch. Sein letzter Roman, Nach seinem Bilde, erhielt 2018 den Prix le Monde und den Prix Méditerranée und wurde von Thierry de Peretti 2024 verfilmt.

Preis: CHF 33.00
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Christian Ruzicska)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2025 (2024)
Verlag: Secession
ISBN: 978-3-96639-117-7
Masse: 180 S.

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