Sommer der Träumer

Die Flucht der jungen Erica Hart vor dem strengen und verschlossenen Vater und dem frühen Tod ihrer Mutter führt uns von London auf die Insel Hydra im Jahr 1960. Erica ist mit ihrer grossen Liebe Jimmy Jones und ihrem Bruder Bobby und dessen Freundin Eddie nach Hydra gereist. Sie wollen dort malen, schreiben, leben. Und sie treffen auf eine lebendige Gruppe von Künstlern und Künstlerinnen, die sich die Insel als Ort der Freiheit und Inspiration ausgesucht haben. Wir treffen insbesondere auf Charmian Clift und George Johnston, die beide geschrieben haben, auf Axel Jensen und Marianne Ihle und auf Leonard Cohen. Was ermöglicht einem Menschen, zu schreiben, kreativ zu sein. Sind die Frauen lediglich als Musen zuständig dafür, dass die Männer die bestmöglichen Bedingungen für ihre eigene Kreativität haben? Was bedeutet es, als Künstler und Künstlerinnen Kinder aufzuziehen? Diese Fragen beschäftigen Erica, wenn sie sieht, wie sich die Autorinnen, Maler und Ehefrauen um sie herum abmühen, in Krisen fallen, Liebesdramen entbrennen, das Unglück Einzug hält, Träume zerbrechen.

Hydra, Griechenland, Sonne und malerische Felsstrände sind dabei lediglich Hintergrund. Die Künstler und Künstlerinnen pflegen zwar Austausch mit den Menschen, die dort leben, aber lediglich als Haushaltshilfen, Bootsmänner, Kindermädchen, Barbesitzer. Sie sind auf sich selber konzentriert, auf ihre Arbeit, ihr Schaffen, ihr Lieben und die Freiheiten, die sie sich an diesem exotischen Ort herausnehmen können. Trotzdem ist das Buch eine lesenswerte Lektüre. Im Ton der ein wenig naiven, vielleicht auch schnoddrigen 18jährigen Erica, die ihre Mutter vermisst, die nicht weiss, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, entsteht eine Stimmung, die dem Träumen wahrscheinlich tatsächlich sehr nahe kommt. Und als Leserin fühlt man sich in die Zeiten der sommerlichen Fluchten und des Berge Verrückens zurückversetzt. cn 

London 1960: Als ihre Mutter stirbt, verliert die achtzehnjährige Erica Hart den Boden unter den Füssen. Da bekommt sie einen Brief von Charmian Clift, einer Freundin ihrer Mutter, die sie auf die griechische Insel Hydra einlädt. Erica zögert nicht lange und reist mit ihrer grossen Liebe Jimmy in den Süden. Auf Hydra werden sie Teil einer Künstlergemeinschaft – darunter der norwegische Schriftsteller Axel Jensen, seine Frau Marianne Ihlen und der kanadische Musiker Leonard Cohen. Sie geniessen die lauten Abendessen, die nächtlichen Spaziergänge und das Baden bei Mondlicht. Erica lernt das Gefühl der Freiheit lieben und bewundert die eingeschworene Gemeinschaft für ihre mutige Suche nach einem anderen Leben. Vor allem Charmian, die mit den Launen ihres schreibenden Mannes fertig wird, ihr Kind mitten in diesem Durcheinander grosszieht und die auch selbst schreibt. Bis es zu einem grossen Streit kommt, und Erica hautnah miterlebt, wie hoch der Preis ist, den Charmian zahlt. Als sich dann auch noch Jimmy von Erica abwendet, scheint sich der Sommer dem Ende zuzuneigen.

Polly Samson kam 1962 als Tochter einer Schriftstellerin und eines Journalisten in London zur Welt. Als junge Frau arbeitete sie in der Verlagsbranche. Nachdem sie sich von ihrem ersten Mann getrennt hatte, traf Samson den Gitarristen und Sänger David Gilmour von Pink Floyd. Sie leben und arbeiten zusammen in West Sussex. Sommer der Träumer ist Samsons dritter Roman.