Franco Supino

Spurlos in Neapel

Erst nach dem Tod des Vaters beginnt sich der Erzähler für seine süditalienischen Wurzeln zu interessieren. Er unternimmt wiederholt Reisen nach Neapel, lässt sich Anzüge schneidern und beginnt sich vorzustellen, wie sein Leben in Neapel ausgesehen hätte. Bei seinen Überlegungen stösst er auf Antonio Esposito, einen Vertreter der Camorra, der ihn nicht mehr loslassen will. Wäre sein Leben vielleicht auch so verlaufen, wäre er damals als Kind mit seinen Eltern wieder nach Neapel zurückgekehrt?

Auf den Spuren des Antonio Esposito nimmt er uns auch mit auf eine Reise zur Camorra, ihrer Funktionsweise, ihren Loyalitäten, ihren Geschäftsmodellen. Aber auch auf eine Reise zu den Fragen nach Identität, Heimat und Wurzeln.

Spannend geschrieben, voller interessanter Einblicke in das Neapel jenseits der Touristenfassade, ein Hin und Her zwischen verschiedenen Ebenen und Zeiten – weil eben doch alles irgendwie zusammengehört. cn

Klappentext:

Was wäre in Neapel aus ihm geworden, in der Stadt seiner Eltern? Als Kind plagte ihn die Angst, die Schweiz und alle seine Freunde verlassen zu müssen. Darum war es für ihn wie eine Befreiung, als 1980 in Süditalien die Erde bebte und innerhalb von neunzig Sekunden die Rückkehrpläne der Eltern in Schutt und Asche lagen.

Nach dem Tod des Vaters, viele Jahre später, begibt sich der Erzähler auf Spurensuche nach Neapel, eine Stadt, deren Sprache er zwar spricht, deren Gesetze ihm aber fremd sind. Unter den vielen Geschichten, die er hier hört, lässt ihn eine nicht mehr los, die Geschichte von Antonio Esposito: ein gestohlenes Migrantenkind aus Westafrika, das in eine Camorrafamilie aufgenommen wurde, eine kriminelle Karriere machte und dann spurlos verschwand. Was ist aus diesem Antonio geworden? Ist er tot? Hat er eine neue Identität angenommen? Oder ist er untergetaucht im hoffnungslos überfüllten Castel Volturno, als Namenloser unter Tausenden von afrikanischen Migranten?

Franco Supino schaut mit einem unsentimentalen Blick auf das ebenso schöne, wie abschreckende Neapel. Was sein Protagonist über Antonio Esposito in Erfahrung bringt, ergibt keine lückenlose Geschichte, sondern ein faszinierendes Vexierbild. Die Figuren, die diese Stadt und diesen Roman bevölkern, seien es Camorristi oder Künstler, Handwerker oder Heilige, Kinder der Madonna oder Helden der Vergangenheit, sie alle verbindet eine verzweifelte Zuversicht: "Der Vesuv dampft? Explodieren wird er erst morgen!"

Über die Autorin / über den Autor:

Franco Supino, 1965 geboren in Solothurn, wuchs als Kind italienischer Eltern zweisprachig auf. Er studierte in Zürich und Florenz Germanistik und Romanistik. Supino ist Dozent an der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz und freier Autor. Sein erster Roman Musica Leggera erschien 1995. Es folgten fünf weitere Romane, in denen Supino die eigene Migrationsgeschichte und verschiedene Künstlerbiografien erzählend erforscht. In den letzten zehn Jahren hat er sich vermehrt der Kinder- und Jugendliteratur zugewandt. Franco Supino lebt mit seiner Familie in Solothurn.

Preis: CHF 33.00
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2022
Verlag: Rotpunkt
ISBN: 978-3-85869-958-9
Masse: 253 S.

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