Christine Avel

Nur hier sind wir einzigartig

Ein Buch wie der Herbsttag, an dem ich es gelesen habe. Noch sind die warmen Sommertage auf der Haut spürbar, aber die Erinnerung an sie verblasst. Vier Kinder – Zack, die kleine Evi, der heimliche Anführer Niso und die Ich-Erzählerin, von der wir am Ende des Buches nichts wissen, ausser dass sie eine kluge Beobachterin ist, die genau so vieles ausspricht, wie sie antönt oder verschweigt – verbringen ihre Sommer auf einer griechischen Insel, während ihre Eltern sich mit archäologischen Ausgrabungen beschäftigen. Deren Konzentration auf das Klassifizieren von Artefakten schafft Freiräume ungestört aufzuwachsen – in einer Kette von Sommertagen, die scheinbar nicht enden will und deren Ende aus der Perspektive der Leserin doch immer präsent bleibt.

Die Archäologie bliebt nicht nur Schauplatz der Geschichte, sondern wird zur Methode des Erinnerns an eine verschüttete Vergangenheit, ähnlich einem Keramikgefäss, dessen Bruchstücke verstreut im Sediment liegen und mühsam gereinigt und zusammengefügt werden müssen, um den Kontext freizugeben. Nur hier sind wir einzigartig ist ein Buch für alle, die verstehen, dass Erinnern der Zugang zur Gegenwart ist – auch wenn diese Grabarbeiten nicht immer frei von Schmerzen sind. Ebel Bertrand

Klappentext:

Eine Gruppe von Kindern verbringt ihre Sommer auf einer griechischen Insel, auf der ihre Eltern als Archäologen arbeiten. Die Wochen in der flirrenden Hitze erleben sie als magische Parallelwelt zu ihrem heimischen, von Schule und Elternzwist dominierten Alltag in Frankreich oder Italien. Von den Erwachsenen vergessen, streunen die Kinder über das Ausgrabungsgelände, baden im Meer, fürchten sich beim nächtlichen Versteckspiel, vergraulen die ersten Touristen, die sich zur Grabungsstätte vorwagen, verlieben sich in- und konkurrieren miteinander und werden mit der Zeit zu einer verschworenen Gemeinschaft. Bis sie Jahre später voller Wehmut feststellen müssen, dass nicht nur jeder Sommer, sondern auch jede Kindheit endet.

In fliessendem, poetischem Ton und sinnlichen Bildern erzählt Christine Avel von der universellen Erfahrung gemeinsam verlebter Kindheitssommer.

Über die Autorin / über den Autor:

Christine Avel, geboren 1968, arbeitete nach dem Studium für eine NGO in Kambodscha und war nach dem Erscheinen ihres ersten Romans weiter als Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit in Asien und Afrika tätig. Heute lebt sie in Paris, hat mehrere Bücher veröffentlicht und schreibt für das Radio sowie für Zeitschriften. Nur hier sind wir einzigartig ist ihr erstes Buch, das auf Deutsch erscheint.

Christine Ammann übersetzt seit mehr als zwanzig Jahren fiktionale und nicht fiktionale Texte aus dem Italienischen, Französischen und Englischen. Zu ihren übersetzten Autoren gehören David G. Haskell, Stefano Mancuso, Gianluigi Nuzzi und Louis-Philippe Dalembert. 2016 wurde sie mit dem Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis ausgezeichnet.

Preis: CHF 25.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Christne Ammann)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2021 (2019)
Verlag: mare
ISBN: 978-3-86648-648-5
Masse: 158 S.

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