Lawrence Osborne

Welch schöne Tiere wir sind

Es ist heiss auf Hydra, der exklusiven Feriendestination vor Athen. Nur die Reichen und Schönen, Engländer und Amerikaner mit ausgedehnter Ferienzeit, Ferienhäusern über das südliche Europa verteilt und Plätzen an Eliteuniversitäten treffen sich hier. Seit Leonard Cohen und Henry Miller hier waren, hat sich viel verändert. Hydra ist so teuer geworden, dass sich dort eine eigene Blase von Reichen unter sich gebildet hat. Arm sind nur die Griechen. Eine Glasglocke, unter der sich auch Naomi, die Tochter von Jimmy, eine junge Anwältin, die in ihrem Leben gestrandet scheint, wiederfindet. Irgendwie auf der Suche nach Sinn und Moral wird der obszöne Reichtum ihres Vaters und ihrer griechischen Stiefmutter zu einer Belastung für sie. Als sie zusammen mit Sam, einer jungen Amerikanerin, mit der sie sich angefreundet hat, auf den jungen geflüchteten Syrer Faoud trifft, bietet sich ihr eine Gelegenheit, einen Sprung aus ihrem Dilemma zu machen. Dieser Sprung erweist sich in der Folge als fatal, und die Geschichte entwickelt sich zu einem langsamen und sehr packenden Thriller.

Über dem ganzen Roman liegt von Beginn an ein unheimlicher Schatten, ein stetiges Verweisen auf die unzähligen Widersprüche, in die sich unsere Gesellschaft inzwischen verwickelt hat. Auf die immensen Unterschiede zwischen Arm und Reich, auf die immer dichter werdenden Grenzen zwischen den verschiedenen Gesellschafts-Segmenten. Verirrt sich ein Aussenseiter, zum Beispiel ein Geflüchteter aus dem Nahen Osten, in eine solche Blase, zum Beispiel die der superreichen Europäer, kommt eine Dynamik in Gang, die tatsächlich zum Fürchten ist und den Aussenseiter wie einen Spielball mal hierhin, mal dorthin wirft, ihm aber kaum eine Chance auf eigene Entscheidungen lässt.

Eine spannende Lektüre, gespickt mit vielen anregenden Überlegungen zu unserer heutigen Welt. cn

Klappentext:

Die Luft scheint stillzustehen an diesem heissen Sommertag auf der griechischen Insel Hydra. Dort verbringt Naomi die Ferien in der Residenz ihres Vaters, einem englischen Kunstsammler. Gemeinsam mit der jüngeren Sam entdeckt sie bei einem Küstenspaziergang etwas Ungeheuerliches: Ein bärtiger, ungepflegter Mann liegt auf den Steinen, ein Geflüchteter aus Syrien, Faoud. Für Naomi die perfekte Gelegenheit, es ihrem Vater heimzuzahlen – für seinen obszönen Reichtum, seine hohlen Allüren, seine unerträgliche neue Frau. Doch als sie Faoud dazu anstiftet, bei ihrem Vater einzubrechen, hat das fatale Folgen.

Hier eine Rezension zum Buch aus der Süddeutschen Zeitung.

Über die Autorin / über den Autor:

Lawrence Osborne, geboren 1958 in England, studierte in Cambridge und Harvard und lebte zehn Jahre lang in Paris, bevor er in Mexiko, Marokko und Thailand Reportagen für The New York Times Magazine, The New Yorker, Harper's Magazine und viele andere schrieb. Auf Deutsch erschien bisher sein Roman Denen man vergibt, der von der Presse hoch gelobt wurde.

Preis: CHF 30.90
Sprache: Deutsch (aus dem Englischen von Stephan Kleiner)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2019 (2017)
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-05926-8
Masse: 336 S.

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