Yaşar Kemal

Der Sturm der Gazellen – Die Inselromane Band II

Eine Insel, irgendwie ausserhalb der Zeit und eines konkreten geographischen Ortes. Aber doch erkennbar: es geht um die Zeit um 1917, als der Menschaustausch zwischen Griechenland und der Türkei in Lausanne beschlossen worden ist, und um die Zeit der Schlacht von Gallipoli. Da sind Tausende von Menschen in der Türkei auf der Flucht – auf der Suche nach einem neuen Leben, auf der Suche nach ihren Söhnen, nach einem neuen Haus, nach Essen. Kemal zeichnet ein ausserordentlich düsteres Bild dieser Zeiten, das fast surrealistische Ausmasse annimmt. In diesen düsteren Zeiten hat sich die Ameiseninsel als Hort der Sicherheit etabliert. Die Geschichte handelt von Mussa, dem Nordwin,d und Mutter Lena und viele andere, die auf dieser Insel ein neues Leben beginnen wollen. Sie erheben sich über die Feindschaften zwischen Griechen und Türken und stellen den Menschen und seine ganz persönliche Geschichte in den Vordergrund. Darauf kommt es an. Es ist teilweise schwierig zu lesen, weil es wie in einem Gedicht immer wieder zu Wiederholungen der Geschichten kommt. Es ist teilweise wie ein Epos geschrieben, wo man dann auch in Gefahr läuft den Faden zu verlieren. Der Anspruch ist auch eher auf einer Epos-Ebene, als Lehre für die Menschheit. Ein faszinierendes Leseerlebnis. cn

Klappentext:

Die paradiesische Insel in der Ägäis war menschenleer, nachdem die griechischen Bewohner nach dem Ersten Weltkrieg vertrieben wurden. Nach und nach stranden hier ihre neuen Bewohner, eine bunte Schar aus allen Winkeln des alten Osmanischen Reiches. Jeder hat tausend Geschichten zu erzählen und ebenso viele Geheimnisse zu verschweigen, jeder ist gezeichnet von Abenteuern, Heimsuchungen und Albträumen. Sie alle versuchen, heimisch zu werden auf diesem Flecken Land, während in ganz Anatolien noch Millionen auf der Flucht sind.
Griechen, Türken, Kurden, Armenier, Jesiden, ob Christ, Alevit, Muslim oder Atheist – jeder auf dieser Insel wird von seinen Erinnerungen heimgesucht. Allmählich finden sie zueinander und werden zu einer verschworenen Gemeinschaft, auf die bereits neue Bewährungsproben warten.
Yaşar Kemal erweist sich mit diesem Roman wieder als der herausragende Schriftsteller Anatoliens. Aus der Fülle eigenen Erlebens und lebenslangen Forschens verbindet er uralte Traditionen mit den Anliegen unserer Gegenwart.
"Genozid und Ökozid – dies sind die beiden großen Katastrophen unseres Jahrhunderts. Diese Tragödien sind Teil meines Lebens und Werkes." Yaşar Kemal

Über die Autorin / über den Autor:

Yaşar Kemal wird der "Sänger und Chronist seines Landes" genannt. Er wurde 1923 in einem Dorf Südanatoliens geboren. Seine Werke erschienen in zahlreichen Sprachen und wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. 1997 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2008 wurde er mit dem Türkischen Staatspreis geehrt. Er starb in Istanbul am 28.2.2015.

Preis: CHF 17.90
Sprache: Deutsch (aus dem Türkischen von Cornelius Bischoff)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2008 (2002)
Verlag: Unionsverlag
ISBN: 978-3-293-20412-6
Masse: 445 S.

zurück