Jean-Noël Pancrazi

Je voulais leur dire mon amour

Mehr als fünfzig Jahre nach der erzwungenen Abreise aus Algerien als Kind, im Jahre 1962, kehrt Jean-Noël Pancrazi zum ersten Mal wieder nach Algerien zurück. Bis zur Einladung als Jury-Mitglied beim Filmfestival in Annaba war er nie wieder in diesem Land seiner Kindheit. Nur nach langem Zögern hat Pancrazi diese Einladung angenommen. Einerseits waren da die Erinnerungen an den Krieg, an das Trauma der Flucht; andererseits die Angst, die Quelle seiner Inspiration, das Algerien seiner Kindheit zu verlieren. Doch die Aussicht nach so vielen Jahren auch die Stadt seiner Kindheit wieder zu sehen, hat den Autoren überzeugt. Er hat die Einladung angenommen. Nun kommt er also zurück in dieses Land, exakt an den Ort, an dem er 1962 mit seiner Familie auf ein Schiff gewartet hat, das sie mit vielen anderen zusammen, nach Frankreich bringt. Im Zuge des Befreiungskampfes der Algerier und Algerierinnen mussten sie das Land verlassen. 

In seiner Erzählung nimmt uns der Autor mit an das Filmfestival, zu den Begegnungen mit den Regisseur*innen, Schauspieler*innen, den anderen Jury-Mitgliedern. Aber auch zu den Begegnungen mit den jungen Männern in Annaba, die für ihn seine Reise nach Batna organisieren wollen. Diese Begegnungen mischen sich mit seinen Erinnerungen an seine Kindheit in Batna, seine Kinobesuche, die Erinnerungen an seine Freunde, den Charlie Chaplin-Imitator, die Abende im Kino. Aber auch an die Attentate, die Verletzten, den Bombenanschlag im Kino "Régent" von Batna selber. Erinnerungen an seine Eltern, seine Mutter, die Lehrerin, die ihn manchmal ins Kino begleitete. Es sind feingewobene Erinnerungsfäden, immer herumschweifend in der Gegenwart und der Vergangenheit, sehr verschlungene Gedankengänge, die uns zu seinen Erinnerungen und aktuellen Empfindungen führen. Nach dem Festival kann er allerdings nicht wie geplant bleiben und sich auf die Suche nach den Orten der Kindheit machen – der Geheimdienst weist ihn aus dem Land, mit dem nächsten Flugzeug. So schliesst sich der Kreis wieder mit der erzwungenen Abreise. Dieses Mal aber findet das Warten in der VIP-Lounge des Flughafens statt, und nicht an der Hafenmole, in der Hitze des Sommers, mit den Koffern der wichtigsten Habseligkeiten.

Es ist eine irritierende Reise zurück nach Algerien, die Abreise aus der Perspektive eines französischen Kindes, das sein Heim und seine Freunde verlassen muss. Durch den Fokus auf die intimen Erinnerungen des Kindes und die sensiblen Beobachtungen zum heutigen Algerien gelingt es dem Autoren uns diese Perspektive nahezubringen und i die Erinnerungen des Kindes einzutauchen. cn

Klappentext:

Cela faisait plus de cinquante ans que ne j'étais pas revenu en Algérie où j'étais né, d'oú nous étions partis sans rien. J'avais si souvent rétété que je n'y retournerais jamais. Et puis une occasion s'est présentée: un festival de cinéma méditerranéen auquel j'étais invité comme juré à Annaba, une ville de l'Est algérien, ma région d'origine. J'ai pris en décembre l'avion pour Annaba, j'ai prarticipé au festival, je m'y suis senti bien, j'ai eu l'impression d'une fraternité nouvelle avec eux tous. Mais au moment où, le festival fini, je m'apprêtais à prendre comme convenu la route des Aurès pour revoir la ville et la maison de mon enfance, un événement est survenu, qui a tout arrêté, tout bouleversé. C'est le récit de ce retour cassé que je fais ici.

Über die Autorin / über den Autor:

Jean-Noël Pancrazi est l'auteur de nombreux romans et récits, parmi lesquels Les quartiers d'hivers, Tout est passé si vite, Madame Arnoul et La montagne.

Preis: CHF 12.80
Sprache: Französisch
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2019 (2018)
Verlag: folio
ISBN: 978-2-07-283332-8
Masse: 131 S.

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