Libanon taucht immer wieder in den Medien und in unserem Bewusstsein auf – sei es durch Bombenattentate, sei es durch die vielen libanesischen Take away und die libanesische Küche, die in Westeuropa ihren Platz gefunden hat. Was aber hat es mit dem Libanon und dessen von Konflikten geprägten jüngeren Geschichte auf sich? Die Zeit von 1975 bis 1990 und dann wieder von 2006 an war von Bürgerkriegen, fehlgeschlagenen Friedensplänen und Interventionen von Israel und westeuropäischen Staaten gekennzeichnet. Leute wurden entführt, erschossen, die Viertel in Beirut ebenso wie die Dörfer auf dem Land begannen sich nach Religionszugehörigkeiten aufzuteilen: Sunniten, Schiiten, Christen, Drusen, Maroniten ... Als christliche Milizen unter den Augen und mit Unterstützung des israelischen Militärs die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Shatila im September 1982 überfielen und zwischen 800 und 2000 Menschen ermordeten, wurde eine weitere tiefe Wunde im Erinnern der Menschen im Libanon geschlagen. Schriftstellerinnen und Schriftsteller befassen sich mit diesem Erleben, mit diesen tiefen Klüften zwischen den Bevölkerungsgruppen, den Fragen der Schuld und der Versöhnung. Sie beschreiben aber auch Momente des Glücks und der Lebensfreude. Und wollen sich neue Horizonte öffnen. Nicht umsonst ist Beirut eine Stadt prallvoll mit Energie! Nicht nur, dass überall und allerortens gebaut, gefahren, gehupt, gefeiert wird, es entsteht auch unglaublich viel Spannendes. Die unzähligen Galerien und Buchhandlungen, die vielen Ausstellungsorte, Kunstzentren, Messen, die kleinen Kaffees und Designläden, geführt von jungen Frauen und Männern, geben eine Idee von der Lebendigkeit des kulturellen Ausdrucks in Beirut.
Hier ein Artikel aus Middle East Eye über die Buchhandlungen in Beirut während der ökonomischen und politischen Krise des Landes und in Zeiten der Covid-Pandemie.
Hier ein Artikel von Monika Bolliger zur Hafenstadt Tripolis, der in der Republik erschienen ist.
Und hier ein Artikel von Meret Michel über Beirut in Zeiten des wirtschafltichen Zusammenbruchs in Libanon, erschienen in der Republik.
Ein umwerfender Filmklassiker des algerischen Regisseurs Farouk Beloufa aus dem Jahre 1979. Auf sehr einfühlsame und subtile Weise, mit der hinreissenden Filmmusik von Ziad Rahbani, dem ältesten Sohn der libanesischen Sängerin Fairuz, erzählt der Regisseur vom Versuch der Jugend, insbesondere von jungen Frauen, sich zu empanzipieren. Ein radikaler Film, der damals von der Regierung in Algier zensiert und bearbeitet wurde, damit der Regisseur nicht mehr namentlich genannt werden musste. Das Drehbuch hatte Farouk Beloufa zusammen mit dem algerischen Schriftsteller Rachid Boudjedra geschrieben.
Der Film spielt im Jahr 1975 in Beirut. Larbi, ein junger algerischer Journalist, berichtet über die Ereignisse im Vorfeld des libanesischen Bürgerkriegs nach dem israelischen Einfall in den Arkoub im Januar desselben Jahres. Er kommt Nahla näher, einer Sängerin, die im gesamten arabischsprachigen Raum zum Mythos wird, und ihren Freundinnen Maha, eine feministische Journalistin, und Hind, eine palästinensische Aktivistin.
Der Film bewegt! Leidenschaftliche Themen rund um individuelles und kollektives Glück werden sowohl filmisch wie inhaltlich sensibel angegangen. Unbedingt anschauen! ap
DVD mehrWest Beyrouth ist ein sehr guter Einstieg, wenn Sie sich Beirut und dem in dieser Stadt 1975 ausgebrochenen Bürgerkrieg annähern möchten. Mit den Augen von drei heranwachsenden Jugendlichen streifen wir durch ein Beirut, in dessen Strassen und Wohnungen sich der Bürgerkrieg immer mehr ausbreitet. Ziad Doueiri geht es in seinem Film nicht um Politik, sondern um die Wünsche, Streiche und Freundschaft zwischen Tarek und Omar, beides Muslime, und der Christin May. Sie müssen sich plötzlich mit einer zweigeteilten Stadt auseinandersetzen, in welcher je nach Standort eine gewisse Religionszugehörigkeit zunehmend tödlich sein kann. Zudem zeigt er auch gekonnt auf, wie sich die Gefühle in den Familien, insbesondere in der von Tarek, zuspitzen. So müssen auch Entscheidungen darüber getroffen werden, ob man bleibt oder nicht. Funktionierende Konstellationen drohen auseinanderzubrechen. West Beyrouth ist ein liebevoller, und in grossen Teilen auch autobiographischer Film. ap
DVD mehrMashrou' Leila bedeutet soviel wie Leilas Projekt oder auch "Overnight Project". Sie ist eine fünfköpfige libanesische Alternativ-Rockband, die 2008 in Beirut gegründet worden ist. Ihre Texte werden kontrovers diskutiert, da sie einerseits eine sehr liberale Sicht auf die libanesische Gesellschaft werfen und auch klar für Homosexualität einstehen; andererseits sind ihre Texte sehr satirisch.
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