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Planet ohne Visum ist ein funkelnder, blitzender, schillernder Roman, der uns in das Marseille des Jahres 1942 eintauchen lässt. Vom italienischen Sprachgelehrten, über den gescheiterten russischen Revolutionär, den Blockwart der rechtsnationalistischen Milizen, die blasierten Vertreter des Adels bis zum Résistance-Kämpfer – alle sind sie in diesem Text versammelt.
Die letzte orte-Ausgabe ist dem Thema "Schreiben im Krieg" gewidmet. Dichter aus Syrien, Bosnien, der Ukraine, Russland und aus der Zeit des Ersten Weltkriegs kommen zu Wort. Sie schreiben im Krieg über den Krieg. Ausgewählt und kontextualisiert wurden die Texte von Cyrill Stieger und zwei weiteren Mitgliedern der orte-Redaktion. Cyrill Stieger und Fotograf Peter Hebeisen, dessen Bilder aus seiner unvergleichlichen Serie Battlefields die orte-Ausgabe visuell prägen, befragen einander an dieser Veranstaltung zu ihrer Arbeit und sprechen über Literatur und Poesie im Krieg.
Unter dem Motto "Waben der Worte" präsentiert sich das Gastland Slowenien auf der Frankfurter Buchmesse 2023 mit seiner mehrsprachigen literarischen Landschaft. Entdecken Sie, entdecke du auch bei uns die Vielfalt der slowenischen Literatur. Hier geht es zu unserer Auswahl an Büchern aus und über Slowenien.
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Süditalien ist sicher nicht mehr das fremde Land, das es bis vor noch nicht allzu langer Zeit schien, aber zu entdecken gibt es noch immer unglaublich viel. Wir möchten Sie auf eine Reise durch die Geschichte Süditaliens und in das Hier und Jetzt der verschiedenen Regionen des einstigen Königreichs Neapel und beider Sizilien einladen, in die Abruzzen, nach Molise, Kampanien, Basilikata, Apulien und Kalabrien. Eine Gegend, die von Perspektivlosigkeit, Abwanderung und organisierter Kriminalität geprägt ist, aber auch von vielen Ideen und Experimenten für eine vielversprechendere Zukunft.
Matera, Basilikata © Charlotte Nager
Carola Köhler arbeitet als freie Lektorin und
Übersetzerin. Seit einem Erasmus-Studium vor dreissig Jahren in Bari ist sie Apulien mit Leib und Seele verbunden. Neben dem leckeren Essen, der Sonne und dem Meer sind es vor allem die Gastfreundlichkeit, die Herzlichkeit und der Gestaltungswille der Menschen hier, die sie immer wieder begeistern. So sind langjährige Freundschaften entstanden, die dazu beigetragen haben, dass sie seit ein paar Jahren vermehrt längere Zeit am Stück in und um Bari verbringt. Während eines Jahres wird sie uns alle zwei Monate von ihrem kulturellen Alltag in Apulien berichten.
Hier geht es zu ihren Beiträgen.
Die Geschichte Süditaliens reicht bis in die Antike zurück, als in der Magna Graecia viele der heute noch existierenden Städte gegründet wurden. Und natürlich war es Teil des römischen Reiches. Carlo Rumiz nimmt uns in seinem lesenswerten Buch Via Appia auf eine Wanderung von Rom nach Brindisi mit, auf der Suche nach Spuren dieser antiken Vergangenheit. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches fielen Goten, Byzantiner, Sarazenen und Normannen ein. Die Letzteren gründeten 1140 das erste vereinigte Königreich beider Sizilien. Unter den Stauferkönigen, insbesondere unter Friedrich II., der den kulturellen Austausch mit der arabischen Welt förderte, erlebte Süditalien eine kulturelle Blütezeit. Das Castel del Monte in Apulien kann heute noch bestaunt werden, Dichtung aus dieser Epoche hat Sebastian Neumeister zusammengestellt.
Unter den Normannen und den Staufern wurden die Adligen, die Barone des Südens, noch von einer starken monarchischen Zentralgewalt in Schach gehalten. Neben Neapel gab es viele weitere Städte, die Handel trieben und zum kulturellen Leben des Königreichs beitrugen. Im Laufe der Zeit vergrösserten die zahlreichen, aufeinander folgenden Dynastien – das Haus Anjou, die Aragonen, das Spanisch-Habsburgische Weltreich, die Bourbonen – die Schicht des Feudaladels, mit der Folge, dass die Städte ihr politisches Gewicht verloren. Die Barone hatten mehr und mehr das Sagen. Gegen sie konnte sich keine gewerbliche Mittelschicht durchsetzen, auch keine bodenständige Bauernklasse. Das Land liessen die Barone von Tagelöhnern bestellen, für die sie nicht nur Arbeitgeber, sondern auch die einzige Obrigkeit überhaupt waren. Ein fein verästeltes Klientelsystem, das auf Gegenseitigkeit beruhte und Sicherheit gegen Loyalität tauschte, entwickelte sich. Der Staat – und oft auch die Kirche – waren in den ländlichen Gebieten, vor allem in den abgelegenen Tälern und Bergregionen kaum präsent und die Menschen den Baronen ausgeliefert.
In den Städten, insbesondere in Neapel, der Hauptstadt des Königreichs, kam es hingegen vermehrt zu Gewalt zwischen dem übermächtigen Adel und dem Volk. 1647 beispielsweise erhoben sich die verarmten Massen, die Lazzeroni, unter der Führung des Fischers Masaniello gegen die Obrigkeit. Der Aufstand wurde zwar schnell niedergeschlagen, rief aber ein grosses Echo in ganz Europa hervor. Masaniello wurde zur Modellfigur der politischen Insurrektion. Diese Revolte hat der Deutsche Christian Weise 1692 zu einem Drama verarbeitet.
Pestepidemien und Hungersnöte verschlechterten im 18. Jhd. zusätzlich das Leben der Unterschicht in den Städten und der Landbevölkerung. Wie sich der Alltag in dieser Zeit in Süditalien und im barocken Neapel angefühlt haben könnte, beschreibt Dominique Fernandez in seinem Roman Porporino ou les mystères de Naples.
Das Vorrücken Napoleons in Nord- und Mittelitalien führte in Neapel 1799 zur Ausrufung der Parthenopäischen Republik, die aber nur von der liberalen städtischen Elite getragen wurde. Bereits nach einigen Monaten hatte Kardinal Ruffo eine Armee aus Bauern und Briganten zusammengestellt, die als Sanfedisten (Christliches Heer vom Heiligen Glauben) nach Neapel zogen und dort ein Blutbad anrichteten – die gesamte geistige Elite Neapels wurde damals ausgelöscht. Die Landbevölkerung sah nämlich nicht den Baron als Feind, sondern die bürgerlichen Aufsteiger. Doch der Geist des Risorgimento und die Ideen von Mazzini, der für die Unabhängigkeit und die Einigung der italienischen Staaten kämpfte, verbreiteten sich auch in Süditalien. 1848 wurde ganz Italien von Aufständen erschüttert, die eine liberalere Ordnung und nationale Unabhängigkeit zum Ziel hatten. Garibaldi, ein Anhänger Mazzinis, marschierte mit den Tausend, seinen tausend Mitkämpfern, nach Süditalien und eroberte Sizilien und Neapel. Im Herbst 1860 stimmte Neapel in einem Plebiszit für einen Anschluss an das geeinte Italien. Doch die Piemontesen benahmen sich wie weitere fremde Herrscher und behandelten Süditalien wie ihre Kolonie. Sie stützten sich auf die alte Elite, und die Versprechen von Landreformen wurden nicht umgesetzt. Dies wiederum heizte den Widerstand an. Bauern, Tagelöhner, ehemalige bourbonische Soldaten und Ganoven bildeten die ländliche Guerilla der Briganten, die gegen die Einigung Italiens kämpfte. Einige dieser Briganten, z.B. der aus der Basilikata stammende Carmine Crocco, werden noch heute im Süden in Liedern und Festen verehrt. Der Krieg der italienischen Armee gegen die Landbevölkerung dauerte von 1861 bis 1865 und wurde mit grosser Grausamkeit geführt. Raffaele Nigro lässt in seinem historischen Roman, I fuochi del Basento, die Briganten aufleben, während Laurent Gaudé eine Familiengeschichte, Le soleil des Scortas, erzählt, die im Roman mit der Rückkehr eines Banditen in sein apulisches Heimatdorf 1870 ihren Anfang nimmt.
Die Einigung Italiens bescherte Süditalien keine Verbesserungen. Im Gegenteil: das neue piemontesische Steuersystem erschwerte die Situation der lokalen Kleinindustrie drastisch. In ihrer berühmten Sozialreportage über die bassi-Quartiere, Il ventre di Napoli, zeigt Matilde Serao den Alltag im Neapel von 1884. Während in Norditalien wichtige Modernisierungsprozesse stattfanden, blieben diese im Süden aus. Ausländische Betriebe und Unternehmen verliessen Süditalien, Armut und Massenarbeitslosigkeit nahmen zu. Nach dem Ersten Weltkrieg war das ein fruchtbares Terrain für die faschistische Bewegung, die 1922 Mussolini zur Wahl zum Ministerpräsidenten verhalf. Wie das Leben im faschistischen Neapel ausgesehen haben mag, beschreibt Maurizio de Giovanni in seinem spannenden Krimi Die Versuchung des Commissario Ricciardi. 1940 trat Italien auf der Seite von Deutschland in den Krieg ein, bis 1943 die Alliierten in der Bucht von Salerno landeten und Italien den Waffenstillstand erklärte. Daraufhin übernahm die Wehrmacht die Kontrolle über Neapel. Ihre Absicht, Männer zur Zwangsarbeit in Deutschland zu rekrutieren, führte zu einem Volksaufstand, der nach nur vier Tagen die Wehrmacht aus Neapel vertrieb. Nachzusehen ist das im Film Quattro giornate di Napoli (1962) von Nanni Loy. Doch dies war der einzige Kampf, der in Süditalien stattfand. Durch die schnelle Vertreibung der Faschisten und der Deutschen aus Süditalien formierte sich die Partisanenbewegung nur im Norden Italiens. Dass die Partisanen aber doch auch in Süditalien ein Thema waren, zeigt Zora del Buono in ihrer zu grossen Teilen in Bari spielenden Familiengeschichte Die Marschallin.
Die chaotischen Monate nach der Ankunft der Amerikaner lässt uns Norman Lewis in seinem Tagebuch Neapel '44 nacherleben. Die Nachkriegsjahre, die Armut und die weiter wachsende Auswanderung beschreibt Anna Maria Ortese in ihrem Erzählband Neapel liegt nicht am Meer. Auch Erri de Luca nimmt sich dem Thema Nachkriegszeit und dessen Verarbeitung in seinem Roman Meer der Erinnerung an, wo ein Jugendlicher während idyllischer Sommerferien in Ischia auf die brutalen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg trifft.
Unter dem Faschismus wurden Oppositionelle in den Süden verbannt, so auch Carlo Levi, der 1935/36 im kleinen Dorf Aliano, in der Provinz Matera, verbrachte. In seinem Buch Christus kam nur bis Eboli beschreibt er die unglaubliche Armut der Kleinbauernfamilien und die vielfältigen magischen Rituale, mit denen sie sich zu schützen versuchten. Ignazio Silone zeichnet empathisch die Lebensbedingungen der "cafoni" in einem kleinen Bergdorf in den Abruzzen nach und erschafft mit Fontamara ein bleibendes Sinnbild für die erlittenen Ungerechtigkeiten. In beiden Romanen wird auch deutlich, wie fremd sich die Bauern unter der italienischen Regierung fühlten, in einem Staat, der eine andere Sprache sprach und ihnen jeden noch so bescheidenen Besitz wegnahm. Wie archaisch Matera auch in den 60er Jahren noch wirkte, wird in Pier Paolo Pasolinis Verfilmung des Matthäus-Evangeliums sichtbar. Und wie arm noch heute die Menschen in den ländlichen Regionen, beispielsweise in den Abruzzen, sind, wo Kinder zu reicheren Verwandten in Obhut gegeben werden müssen, zeigt Donatella di Pietrantonio in ihrem berührenden Roman Arminuta. Von jungen Menschen, die heute wieder Landwirtschaft in Apulien zu betreiben versuchen, erzählt Paolo Giordano in Den Himmel stürmen. Geflüchtete Menschen, die vom italienischen Staat oft völlig allein gelassen werden, sehen sich heute ähnlich ausbeuterischen Bedingungen wie die Landbevölkerung in der Nachkriegszeit ausgesetzt. So werden sie, wie dies Gilles Reckinger in Bittere Orangen darlegt, zum Spielball skrupelloser Unternehmer. Geflüchtete schuften für denkbar wenig Lohn zum Beispiel in den Orangenplantagen von Rosarno, Kalabrien, wo Reckinger sie angetroffen und mit ihnen gesprochen hat.
Im 18. Jh. wurde Süditalien von den Reisenden der Grand Tour als fremd empfunden. Für Goethe war der Schritt von Rom nach Neapel ein Schritt ins wilde Europa. Die dort brodelnden Leidenschaften rückten Neapel eher in die Nähe der Natur als in die Nähe der Kultur und Gelehrsamkeit, wie Rom sie verkörperte. Dieter Richter beschreibt in Neapel. Biographie einer Stadt auch die Geschichte der Italiensehnsucht, des Tourismus in Neapel und wie der Tourismus Süditalien prägte und beeinflusste. Talisa Lallai hat in ihrem Fotobuch Autosole die Grand Tour des 18. Jh. heute wiederholt und bildlich umgesetzt. Die Italiensehnsucht zog nach dem Ersten Weltkrieg viele Künstler und Künstlerinnen ins kleine Fischerdorf Positano an der Amalfiküste. Diese Künstlerkolonie, die sich gegen das mondäne Capri abgrenzte, beschreiben Philipp und Ingrid Cepl-Kaufmann in spannender Weise in ihrem Buch Der einzige senkrechte Ort der Welt.
Das Gefühl der Fremdheit gegenüber Süditalien empfanden auch die Menschen aus Norditalien. In den 50er/60er-Jahren entwickelte sich die italienische Ethnologie, die sich mit der süditalienischen Lebensweise beschäftigte. Insbesondere der Ethnologe Ernesto de Martino hat sich mit den magisch-religiösen Ritualen Süditaliens auseinandergesetzt, die in den 60er Jahren oft auch in Form von Filmen beschrieben wurden. So zeigte Gian Franco Mingozzi in La Taranta die Tarantismus-Heilungstrancen im Salento, Cecilia Mangini dokumentierte in Stendalì die Totenklagen in einem griechisch-kalabrischen Bergdorf und Lino Del Frà einen Erntekult in der Basilikata in Passione del grano. Auch wenn diese magisch-religiösen Praktiken heute in den Hintergrund getreten sind, so bleiben immer noch eine sehr lebendige Volksfrömmigkeit, Madonnenprozessionen, Büsserzüge in weissen Kapuzengewändern und die Verehrung von Heiligen. Und der Totenkult in Neapel, den Ulrich van Loyen in Neapels Unterwelt beschreibt.
Nicht zuletzt wird das Leben in Süditalien auch von den Mafiaorganisationen geprägt, der Camorra in Neapel und Umgebung, der 'Ndrangheta in Kalabrien oder der Sacra Corona Unita in Apulien. Die Gründe für die Entstehung dieser Organisationen sind vielfältig: die Abwesenheit des Staates, die Tradition des Brigantentums, der fehlende Landbesitz von Kleinbauern, die jahrhundertealte Klientelstrukturen, die sich die Mafia zunutze machte, tragen alle dazu bei. Wie die verschiedenen Mafiaorganisationen funktionieren und wie sie sich verändert und den globalisierten Zeiten angepasst haben, beleuchtet Oliver Meiler in seiner Reportage Agromafia. Gioacchino Criaco erzählt in Schwarze Seelen aus eigener Erfahrung, wie die Menschen vom Aspromonte im Süden Kalabriens sich in der 'Ndrangheta für ihre Würde und gegen den untätigen Staat zur Wehr setzten. Der Journalist Antonio Talia wiederum erzählt detailliert entlang der Statale 106, von Reggio bis Sidorno, von den einzelnen Verbrechen der 'Ndrangheta, deren Organisationsform und von deren internationalen Verbindungen – sowie von deren Einfluss auf die lokalen Gemeinwesen. Immer wieder müssen lokale Gemeindeverwaltungen aufgelöst und unter staatliche Aufsicht gestellt werden, weil die Beziehungen zur Mafia zu eng oder zu offensichtlich werden. Carmine Abate stellt in seinem Roman Zwischen den Meeren Menschen ins Zentrum, deren Waffen gegen die 'Ndrangheta ihre Sturheit ist. Auch Gianrico Carofiglio widmet seinen Krimi Kalter Sommer dem Kampf gegen die Mafia in Bari. Dass man oft kaum zwischen Mafia und korrupten Regierungsbeamten trennen kann und wie auch ohne direkten Einfluss der Mafia ein lähmendes Klima für alle entsteht, zeigt Nicola Lagioia in seinem packenden, in Apulien spielenden Roman Eiskalter Süden.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann das reichere Norditalien sich um den Süden zu kümmern und realisierte verschiedene Finanzierungslinien und grosse Industrieprojekte. Dominique Fernandez fasst die Politik des Nordens gegenüber dem Süden in seinem lesenswerten Buch Mère Méditerranée von 1965 zusammen – aus der damaligen Sicht. Trotz dieser Anstrengungen sind insbesondere seit den 50er Jahren Millionen von Menschen aus Süditalien Richtung Norditalien oder ins Ausland abgewandert. Die Migration riss Familien auseinander, entfremdete Männer und Frauen von ihrer Heimat, entvölkerte ganze Dörfer und Städte. Einen Blick auf die Migration aus dem Süden wirft Marco Balzano in seinem Roman Damals am Meer, wo Grossvater, Vater und Sohn aus Mailand gemeinsam nach Barletta in Apulien reisen, um die Familienwohnung aufzulösen. Was das für die jeweiligen Generationen bedeutet und wie weit sie sich bereits von dieser Heimat entfernt haben, beispielsweise durch den Gebrauch des Dialekts, kommt im Roman zur Sprache. Die Auswanderung hat auch bedeutet, dass viele Frauen alleine zurückgeblieben sind, wenn die Männer auf Suche nach Arbeit in den Norden gezogen sind. Welche Geschichten sich hinter den schwarz gekleideten Frauen der süditalienischen Städte und Dörfer verstecken, davon erzählt Thomas de Padova in seinem berührenden Roman Nonna.
Dass in einer Gegend mit hoher Abwanderung ein anderer Umgang mit geflüchteten Menschen möglich wäre, zeigt Mimmo Lucano in seinem Bericht Dorf des Willkommens über die Ansiedlung geflüchteter Menschen in Riace, Kalabrien.
Die Schwarz-Weiss Fotografien von Roger Wehrli in Mezzogiorno vermögen die Beklemmung, die Süditalien mit all seinen Widersprüchen auch hervorruft, einzufangen.
Musikalisch hat Süditalien Spannendes zu bieten, den Cantautore Eugenio Bennato, und viel Tarantella-Musik, von den Canzoniere Grecanico Salentino bis zu Ludovico Einaudis Taranta-Projekt.
Hier finden Sie noch weitere Empfehlungen von uns zu Büchern aus und über Süditalien:
Und auf unserer Italienseite präsentieren wir noch weitere Bücher, Filme und Musik.