Maria Borrély

Das letzte Feuer

Beschwerlich ist das Leben in dem kleinen Dorf in der Haute-Provence, kaum schaffen es die Pferde, den Karren hochzuziehen. Und immer schwieriger wird das Leben, nachdem die Asse fast alle ihre Felder weggeschwemmt hat. Entsprechend gross ist die Freude, als der Deich gebaut wird, der es ihnen erlaubt, die Auenflächen der Asse zu bebauen, fruchtbarer, reichhaltiger Boden. Eine Familie nach der anderen zieht vom Berg ins Tal, das alte Dorf wird Stück für Stück ins Tal transportiert. Die Häuser, die Schule, die Kneipe, die Kirche ... Nur Pélagie weigert sich, ins Tal zu ziehen. Einerseits traut sie der Asse nicht, und auch dem Deich nicht, der die Asse in ihren Schranken halten soll; andererseits ist sie so verwurzelt mit dem Dorf, dass sie es sich nicht vorstellen kann, woanders zu sterben. Mit ihrer Enkelin Berthe bleibt sie also oben im Dorf und hält das letzte Feuer des Dorfes am Brennen.

Maria Brorrélys Text ist ein wunderbares Porträt eines Dorfes, aber auch einer Gemeinschaft, einer Landschaft und des Ausgesetztseins der Menschen in einer Natur, die manchmal gnadenlos sein kann. Wie kleine geschliffene Diamanten sind die Beschreibungen der Gewitterwolken, des Tosens der Asse, des Windes und des Regens in der kalten Nacht. In knappen Beschreibungen gelingt es ihr, den einzelnen Bewohner:innen des Dorfes Leben einzuhauchen und versetzt uns in das Leben in der Haute-Provence Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein grosser Respekt gegenüber den Menschen, die unter sehr schweren Umständen leben und sich immer wieder neu aufraffen, um sich ihre Welt und ihre Gemeinschaft zu bewahren, spricht aus diesem Buch. cn 

Klappentext:

Das Bergdorf Orpierre-d'Asse liegt in der malerischen Landschaft der Haute-Provence, doch das Leben seiner Bewohner wird von Tag zu Tag beschwerlicher. Als im Tal der unberechenbare Fluss Asse eingedeicht wird, locken seine fruchtbaren Auen eine Familie nach der anderen hinunter. Nur die halsstarrige alte Pélagie mit ihrer Enkelin Berthe will davon nichts wissen. Kein Deich, sagt sie, kann die Asse zähmen, und ihre feuchten Nebel machen krank ...

Maria Borrélys Werke waren lange Zeit vergessen und werden gerade mit grossem Applaus wiederentdeckt, gehört die provenzalische Schriftstellerin doch zu den grossen Stimmen der französischen Literatur. Ihr so klangvolles wie elemantares Porträt eines Dorfes zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist eine Meditation über den Lauf des Lebens und ein Glanzstück von Weltrang – grandios aus dem Französischen übertragen von Amelie Thoma.

Über die Autorin / über den Autor:

Maria Borrély wurde 1890 in Marseille geboren und lebte ein Leben zwischen Aufbruch und Rückzug. Das letzte Feuer, der zweite von insgesamt vier Romanen, erschien 1931 auf Empfehung von André Gide bei Gallimard, wie schon ihr Roman Mistral ein Jahr zuvor. Maria Borrélys literarisches Talent entfaltete sich in der Künstler-Gruppe um Jean Giono, die in den dreissiger Jahren in der Haute-Provence eine kurze intensive Blüte erfuhr.

Amelie Thoma übertrug u.a. Werke von Leïla Slimani und Simone de Beauvoir sowie Mistral von Maria Borrély. Zuletzt übersetzte sie Die Postkarte von Anne Berest.

Preis: CHF 27.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Amelie Thoma)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2024 (1931)
Verlag: Kanon
ISBN: 978-3-9856811-3-6
Masse: 128 S.

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