Hassan Dawud

Der Gesang des Pinguins

Im Zentrum des Romans steht das Thema des Verlustes der Heimat, des selber gewählten Lebens. Der Ich-Erzähler – erst mit der Zeit versteht man, dass er eine körperliche Behinderung hat – lebt mit seinen Eltern in einem neuen Gebäude mit Blick auf die weit entfernte alte Stadt, wo sein Vater einen Laden hatte. Nachdem der alte Markt zerstört worden ist, sind sie in die Neue Stadt, am Ende einer Sandpiste geschickt worden. Viele Jahre verbringen sie in diesem Haus – darauf wartend, dass sie wieder in ihr altes Quartier zurückkehren können. Sie interessieren sich nicht für die Neue Stadt, der Vater eröffnet keinen neuen Laden – wie dies viele andere tun. Sie sind in Warteposition, im Exil, in einem Vakuum. Der namenlose Ich-Erzähler beschreibt das Dahinschwinden seines Vaters, das Verschwinden seiner Mutter, das Vergehen der Zeit, die sich im Heranwachsen des Nachbarmädchens, das er obsessiv beobachtet, das Verschwinden der Erinnerungen am stückweisen Verkauf der Bücher und Möbel ... Ein trauriges Buch von Verlust und Heimatlosigkeit, von einer wunderbaren poetischen Schönheit. cn

Klappentext:

Durch den erzwungenen Auszug aus der Altstadt, die vollständig abgerissen wird, verliert eine Kleinfamilie – Vater, Mutter, erwachsener Sohn – den Boden unter den Füssen. Während der Vater, ein kleiner Händler, dem sein Laden alles bedeutet, keinen Mut für einen Neuanfang aufbringt und immer tiefer ins Schweigen versinkt, löst sich die Mutter frustriert nach und nach von der Familie. Am schwierigsten ist die Lage für den von den Eltern verzärtelten Sohn, den Ich-Erzähler. Der kleinwüchsige Aussenseiter verliert durch den Umzug jede Perspektive. Die Tage, die er früher lesend verbracht hat, bestehen, da der schwindenden Ersparnisse wegen keine neuen Bücher mehr gekauft werden können, nur noch aus Warten. Der beziehungs- und kommunikationsgestörte junge Mann ist unfähig, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Statt dessen fixiert er sich auf die obsessive Beobachtung der Tochter der Nachbarin, der Quelle seiner sexuellen Phantasien.
Sprachlich dicht, mit psychologischer Tiefe und radikaler Konsequenz schildert der libanesische Autor Hassan Dawud die Folgen der Entwurzelung durch die Zerstörung des Lebensraums.

Über die Autorin / über den Autor:

Hassan Dawud, geboren 1950 in Beirut. Studium der arabischen Literatur an der Libanesischen Universität in Beirut. 1983 erschien sein erster Roman Mathildes Haus. Bisher hat Hassan Dawud fünf Romane, eine Novelle und einen Erzählungsband publiziert. Er lebt als Journalist und Schriftsteller in Beirut. Für seinen Roman Der Gesang des Pinguins wurde Hassan Dawud mit dem Preis Bestes Buch des Libanon 1998 ausgezeichnet.

Preis: CHF 34.00
Sprache: Deutsch (aus dem Arabischen von Doris Kilias)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2000 (1998)
Verlag: Lenos
ISBN: 978-3-85787-308-9
Masse: 200 S.

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