Najat El Hachmi

Eine fremde Tochter

Stilsicher und temporeich führt uns Najat El Hachmi durch den autobiografisch gefärbten Roman. Eine fremde Tochter ist ein überraschendes und wichtiges Buch. Überraschend, weil es in einer einzigartigen Offenheit die Zerrissenheit der Ich-Erzählerin und die psychischen Vorgänge aufzeigt, denen Frauen mit Migrationshintergrund ausgesetzt sein können, wenn sie sich in den eigenen Wünschen, emotionalen Abhängigkeiten innerhalb ihrer Familie und Erwartungen der Leitkultur des entsprechenden Landes verstricken und zerreissen. Wichtig, weil es sichtbar macht, was in der Integrationsdebatte, oft vergessen geht: Die Individualität jeder einzelnen Frau, auch wenn deren familiärer Hintergrund dem Kollektiv verschrieben ist. Eine fremde Tochter ist aber auch ein Buch über die Grenzen des Übersetzbaren und somit Ersetzbaren. Immer wieder werden arabische Wörter eingeflochten, beschrieben, erklärt. Das Buch ist definitiv bereichernd und erhellend! Ich empfehle es sehr. ap

Klappentext:

Aufrichtig und mutig erzählt Najat El Hachmi die Geschichte einer jungen Frau, die in Marokko geboren wurde und in Katalonien aufwächst. Während ihre Mutter eng mit der traditionellen marokkanischen Lebensweise und muslimischen Religion verbunden ist, befindet sich die Protagonistin in einem permanenten Konflikt ziwschen der katalanischen und marokkanischen Kultur und den Sprachen – ein Zustand, der ihre beidseitige Verbundenheit und zugleich ihre doppelte Fremdheit spürbar macht. Nachdem sie sich zuerst dem Willen der Mutter beugt und einer arrangierten Ehe zustimmt, schafft sie es schliesslich doch nach langem inneren Kampf, die Bande zu zerreissen und ihren selbstbestimmten Weg zu gehen.

Dieser Roman schildert stark und mutig, welche Konflikte Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergund erleben – hin- und hergerissen zwischen Herkunfts- und Ankunftskultur. Ein faszinierendes, interkulturelles Leseerlebnis und ein Buch zur aktuellen Diskussion!

Über die Autorin / über den Autor:

Najat El Hachmi, geboren 1979 in Nador, Marokko, emigrierte als Kind mit ihrer Mutter nach Spanien und lebt heute in Barcelona. Ihre vielfach ausgezeichneten Bücher beschäftigen sich mit Identität, kultureller Verwurzelung und Entfremdung. Mit Eine fremde Tochter gewann sie den BBVA-San-Juan-Preis und den Preis der Stadt Barcelona für den besten katalanischen Roman.

Preis: CHF 30.90
Sprache: Deutsch (aus dem Katalanischen von Michael Ebmeyer)
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2020 (2015)
Verlag: Orlanda
ISBN: 978-3-944666-65-5
Masse: 225 S.

zurück