Sûr

Eren Karakuş

Klappentext:

Sûr ist der Name des alten Stadtzentrums der Metropole Diyarbakır im kurdischen Südosten der Türkei. Sûr ist auch der Name der historischen Festungsmauer aus schwarzem Basaltstein, die das Stadtzentrum umgibt, deren älteste Teile 9000 Jahre alt sind und die auf der UNESCO-Liste des Kulturerbes steht. Im Winter 2015/2016 wurde im Zuge der Zerstörung der zivilgesellschaftlichen Strukturen eine Ausgangssperre über den Stadtteil Sûr verhängt. Das Stadtzentrum wurde durch das türkische Militär besetzt und von der Aussenwelt abgeschnitten und im Laufe der Monate zum Grossteil zerstört. Nach dem erfolgreichen Abschneiden der prokurdischen HDP bei den Parlamentswahlen im Juni 2015 beendete die türkische Regierung den Friedensprozess. Im ganzen Land wurden die kurdische Bewegung und die fortschrittliche türkische Bevölkerung angegriffen, Hunderte von Zivilisten getötet, Tausende von Menschen verhaftet, ganze Städte zerstört und mehr als 600'000 Menschen vertrieben.

Eren Karakuş hat die Zeit der Isolation und der Zerstörung in seiner Heimatstadt fotografisch dokumentiert. Sein Arbeitsinstrument ist das Handy. Das Fotografieren der Zerstörung, des Lebens während der Ausgangssperre und des Ausnahmezustands (der immer noch über die gesamte Region verhängt ist) ist verboten. Während seines Studiums an der ZHdK beschäftigte sich Eren Karakuş erneut mit den Ereignissen in Sûr. Er kehrte zu den Momenten zurück, in denen die Bilder aufgenommen wurden, und fügte die Dialoge hinzu, die er vor Ort geführt oder gehört hatte. Eren Karakuş benutzt nicht die Sprache als Erklärungsinstrument, sondern er führt uns in den Alltag der Menschen, die in Sûr unter der Besatzung des türkischen Militärs leben. In diesem Bildband zeigt er die Spuren der stillen Gewalt an zivilen Strukturen in einer Bildsprache, die sich durch eine grosse poetische Haltung und eine sehr differenzierte Wahrnehmung auszeichnet.

Über die Autorin / über den Autor:

Eren Karakuş wurde 1984 in der kurdischen Stadt Diyarbakır (kurdisch: Amed) im Südosten der Türkei geboren. Im Jahr 2008 begann er sein Studium der Bildhauerei im äussersten Westen der Türkei an der Universität der Künste in Muğla. Nach seinem Abschluss im Jahr 2012 kehrte er nach Diyarbakır zurück, wo er am Stadttheater arbeitete. Dort war er hauptsächlich als Requisiteur und Bühnenbildner tätig, aber auch als Fotograf und Schauspieler, bis das Theater 2016 vom türkischen Militär angegriffen und geschlossen wurde. 2016 kam Eren Karakuş auf Initiative der Volksbühne Basel zum ersten Mal in die Schweiz und stellte seine Fotografien in Bern und Genf aus. 2017 erhielt er das Artist in Residence-Stipendium der Stadt Zürich und wurde 2017 in den Masterstudiengang Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) aufgenommen.

Preis: CHF 38.00
Sprache: Deutsch Türkisch Englisch
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2023
Verlag: Edition Valnød
ISBN: 978-3-9525530-0-8
Masse: 132 S.

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