William Gardner Smith

Gesicht aus Stein

Simeon Brown hat in den 50er/60er Jahren in Philadelphia den brutalen Rassismus der weissen Amerikaner:innen erlebt. Er ist davon gezeichnet fürs Leben, äusserlich wie innerlich. Das Leben in Paris hingegen ist schon fast paradiesisch. Hier kann er sich mit Weissen unterhalten, ja er kann sich sogar mit weissen Amerikaner:innen unterhalten. Er kann mit weissen Frauen ausgehen, er kann sich sogar in eine weisse Frau verlieben. Alles Dinge, die in den USA schlicht undenkbar gewesen wären. Er liebt Paris, Frankreich, das Leben in Europa. Bis er realisiert, dass es in Frankreich sehr wohl Rassismus gibt, dass dieser sich aber voll auf Algerien konzentriert, wo Frankreich gerade einen äusserst brutalen Krieg austrägt.

Je mehr er sich den Algerier:innen in Paris annähert, mit ihnen Freundschaften schliesst, desto mehr realisiert er, wie ähnlich deren Leben in Frankreich demjenigen ist, das er in den USA geführt hat. Und immer mehr beginnt er sich zu hinterfragen, wie er im Wissen um diesen Rassismus gegenüber den Algerier:innen einfach sein geruhsames Leben weiterführen darf. Oder was denn die Essenz des Rassismus ist. Dieser Hass, der in allen möglichen Formen auftaucht, auch bei seinen algerischen Freunden gegenüber den algerischen Juden und Jüdinnen. Für ihn bleibt das kalte und unbarmherzige Gesicht aus Stein als Fratze des Rassismus, und dieses hat keine Farbe. cn

Klappentext:

Anfang der 1960er-Jahre flüchtet der Afroamerikaner Simeon Brown vor dem Rassismus in den USA nach Paris und findet hier eine neue Freiheit. Die Stadt erscheint ihm geradezu paradiesisch: Schwarze können sich frei bewegen, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen, in den Cafés wird die Welt neu erfunden, und zwischen zwei Jazzstücken diskutiert man über Politik und Literatur. Doch während der Algerienkrieg tobt, stellt Simeon fest, dass andere in Frankreich das gleiche Schicksal erleiden wie er in seinem Land. Wie kann er angesichts der Ungerechtigkeit tatenlos bleiben?

Mit diesem erschütternden Buch aus dem Jahr 1963 war William Gardner Smith einer der Ersten, der über die tragischen Ereignisse des Massakers von Paris an algerischen Demonstranten 1961 schrieb. Gesicht aus Stein ist ein zeitloser Schlüsselroman über Rassismus und Identität, der 60 Jahre nach Erstveröffentlichung zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vorliegt und noch immer hochaktuell ist.

Über die Autorin / über den Autor:

William Gardner Smith (1927-1974) wuchs in einem schwarzen Arbeiterviertel in Süd-Philadelphia auf. Seine Jugend war von brutalen rassistischen Gewalttaten geprägt: Mit vierzehn wurde er von der Polizei ausgezogen und verprügelt, mit neunzehn von einer Gruppe weisser Matrosen angegriffen. Nach seinem Schulabschluss im Alter von 16 Jahren nahm er eine Stelle bei der Zeitung an. Im Jahr 1946 wurde er zur Armee eingezogen und in Deutschland stationiert; dort stellt er seinen ersten Roman fertig. Er schrieb insgesamt fünf Werke, in denen er sich mit dem US-amerikanischen Rassismus auseinandersetzte. Sein vierter Roman Gesicht aus Stein erschien 1963. Smith verbracht viele Jahre seines Lebens in Paris, wo er 1974 starb.

Gregor Runge, geboren 1981, studierte unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt in Berlin. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören etwa E.M. Forster, F. Scott Fitzgerald und Chistopher Isherwood.

Preis: CHF 33.50
Sprache: Deutsch (aus dem Englischen von Gregor Runge)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2025 (1963)
Verlag: Nagel und Kimche
ISBN: 978-3-312-01350-0
Masse: 304 S.

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