Lindita Arapi

Albanische Schwestern

Klappentext:

Alba ist eine von Ängsten geplagte Enddreissigerin. Eine Sozialarbeiterin, die mit ihrem Mann, einem Informatiker, in Wien lebt. Zwar ist es ihr gelungen, das bedrückende Albanien ihrer Kindheit und Jugend zu verlassen und sich eine Existenz in Österreich aufzubauen. Doch das Erreichte kann sie nicht geniessen. Nirgendwo fühlt sie sich zu Hause, auch in ihrer Ehe nicht. Vielmehr erfährt sie dort erneut Entfrem­dung und Einsamkeit. Ihr Mann reagiert mit Unverständnis und Rückzug auf ihre Ängste, sie fühlt sich verlassen und verraten, als er eigene Wege geht. Einzig ihre Schwester Pranvera, die Schöne, Kluge, Starke ihrer Jugendjahre, steht ihr in abendlichen Telefonaten aus Albanien zur Seite. Pranvera ist ihr einziger Halt in einer von der kommunistischen Diktatur bestimmten Jugend gewesen, in einem von patriarchaler Strenge und Gewalt geprägten Elternhaus. Die Schwestern entwickelten trotz unterschiedlicher Lebenswege eine tiefe Verbun­denheit.

Albas Lebenskrise wird durch Rückblenden aus der Kindheit und durch die Schilderung von Erfahrungen in einer albanischen Kleinstadt in den 1980er und 1990er Jahren nachvollziehbar. In ihren Erinnerun­gen und in ihrem aktuellen Leben spiegelt sich die Ambivalenz und innere Gebrochenheit einer Seele, die zwischen Aufbegehren, Emanzipationswillen und dem Wunsch, endlich Ruhe zu finden, immer wieder die Fesseln der Vergangenheit zu spüren bekommt. Als ihr Vater stirbt, kehrt sie in ihre Heimat zurück. Sie erlebt eine verlassene Stadt im Stillstand, einsame Alte, die den ganzen Tag auf einen Anruf der in den Westen emigrierten Kinder warten. Deren Verwahrlosung löst in Alba den Impuls aus, ihnen zu helfen. Am Ende erscheint Alba stärker, als sie es selbst erwartet hätte, und findet einen Lebensentwurf, der ihr entspricht.

Über die Autorin / über den Autor:

Lindita Arapi, 1972 in Lushnja geboren, ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Albaniens. Ihre Gedichtsammlung Am Meer, nachts erschien 2007 auf Deutsch. Ihr Roman Das Schlüsselmädchen kam 2010 auf Albanisch heraus, in deutscher Übersetzung 2012. Arapis Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Lindita Arapi ist darüber hinaus als Hörfunkredakteurin der Deutschen Welle und als Übersetzerin tätig. Sie übertrug u.a. Werke von Günter Grass, Joseph Roth, Elias Canetti, Marion Poschmann, Ron Winkler und Felicitas Hoppe ins Albanische.

Florian Kienzle, geboren 1982, lebt und arbei­tet als Übersetzer und Albanologe in München. Er ist Autor des Buches Ein Nehmen und Geben. Die Geschlechter in der albanischen Literatur. 2021 erschien seine Übersetzung von Elvira Dones' Verbrannte Sonne (ink press).

Preis: CHF 34.50
Sprache: Deutsch (aus dem Albanischen von Florian Kienzle)
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2023 (2019)
Verlag: Weidle
ISBN: 978-3-949441-07-3
Masse: 236 S.

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