Lea Ypi

Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte

Lea Ypi erzählt ihre Geschichte des Heranwachsens in Albanien – dem Sozialismus von Enver Hoxha, dem Umbruch zu einer marktwirtschaftlich demokratischen Gesellschaft 1990 und dem erneuten Zusammenbruch Albaniens in der Folge des Kollapses der Pyramidennetzwerke, in die fast jede albanische Familie ihre Ersparnisse investiert hat. Sie erzählt aus dem Blick eines Mädchens, einer Heranwachsenden, einer jungen Frau, die keine Zukunft mehr für sich sieht.

Ihre Erzählweise ist packend, klug und scharfsinnig. Manchmal im Ton eines naiven, altklugen Mädchens, manchmal in demjenigen einer Teenagerin, die nicht glauben kann, was um sie herum geschieht. Ihr Text erlaubt uns eine Sicht auf die albanische Gesellschaft und den gelebten Alltag während dieser Phasen und den radikalen Umbrüchen, die weit über die geschichtliche Faktenkenntnis hinausgeht. Wie sie auch in ihrem Epilog schreibt, es geht immer um Menschen. Und diese Menschen, die versuchen, in all den Veränderungen, ihren Überzeugungen treu zu bleiben, das Richtige zu tun, eben frei zu sein.

Eine sehr empfehlenswerte Lektüre! cn

Klappentext:

Albanien 1989: Der letzte stalinistische Aussenposten in Europa, ein isoliertes Land, das man nur schwer besuchen und noch schwerer verlassen kann. Es herrschen Mangelwirtschaft, Geheimpolizei und das Proletariat. Der Kommunismus hat den Platz der Religion übernommen. Für die zehnjährige Lea Ypi ist dieses Land ihr Zuhause: ein Ort der Geborgenheit, des Lernens, der Hoffnung und der Freiheit.

Alles änder sich, als in Berlin die Mauer fällt und in Tirana Enver Hoxhas Statue vom Sockel stürzt. Jetzt können die Menschen wählen, wen sie wollen, sich kleiden, wie sie wollen, anbeten, was sie wollen. Aber die neue Zeit zeigt bald ihr unfreundliches Gesicht: Skrupellose Geschäftemacher ruinieren die Wirtschaft, die Aussicht auf eine bessere Zukunft löst sich auf in Arbeitslosigkeit und Massenflucht. Als das Land im Chaos zu versinken droht und in ihrer Familie Geheimnisse ans Licht kommen, beginnt Lea sich zu fragen, was das eigentlich ist: Freiheit.

In hinreissender Prosa erzählt Lea Ypi von ihrem Erwachsenwerden im post-stalinistischen Albanien und in einer schillernden Familie, deren Geschichte eng mit der des Landes verwoben ist. Frei ist ein fesselndes Memoir und eine scharfsinnige Reflexion über die Grenzen des Fortschritts und die Last der Vergangenheit, über glänzende Ideale und harte Realitäten. Vor allem aber über die Leben von Menschen, die vom Sturm der Geschichte erfasst werden.

Über die Autorin / über den Autor:

Lea Ypi, geboren 1979 in Tirana, Albanien, hat in Florenz und Rom Philosophie und Literatur studiert und unter anderem in Paris, Oxford, Stanford und Frankfurt am Main geforscht und gelehrt. Dezeit ist sie Professorin für Politische Theorie an der London School of Economics. Für den Guardian schreibt sie regelmässig zu gesellschaftspolitischen Themen. Nach zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen legt sie mit Frei ihr erstes autobiografisches Sachbuch vor.

Preis: CHF 19.90
Sprache: Deutsch (aus dem Englischen von Eva Bonné)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2023 (2021)
Verlag: Suhrkamp
ISBN: 978-3-518-47324-5
Masse: 333 S.

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