Elvira Dones

Verbrannte Sonne

Ein Roman, der erschüttert, der ausspricht und beschreibt, was man nicht hören, nicht lesen möchte. Ungeschminkt und explizit wird Frauenhandel aus den Perspektiven zahlreicher Frauen erzählt, die von Dortunten entführt, mit falschen Versprechen nach Dortoben gelockt wurden. Es kommen auch die Eltern zu Wort, die versuchen, die verschollenen Töchter ausfindig zu machen, oft wissend, wer die Täter sind, mit denen sie den Alltag teilen. Jedoch ohne Unterstützung zu erhalten, weder im Dortoben noch im Dortunten. Italien wie Albanien werden zwar nie benannt, doch es ist offensichtlich. Der Roman spielt in den 90er Jahren. Das kommunistische Regime Albaniens ist gestürzt, es kommt zu Massenauswanderung und Zerfall der staatlichen Strukturen.

Elvira Dones zeigt sorgfältig und schonungslos in Vor- und Rückblenden, wechselnden Schauplätzen zwischen Dortoben und Dortunten, den Tagebuchnotizen von Leila, eine der zur Prostitution gezwungenen Frauen, und den Briefen der Eltern das Panoptikum dieses Grauens auf. Ein rauer und ernüchternder Gesellschaftsroman, den es sich lohnt zu lesen, weil er stark, mutig und aufrüttelnd ist. Verbrannte Sonne bricht das Schweigen über die unfassbare Brutalität mafiöser Gewalt und rechnet mit der Komplizenschaft der Profiteur*innen ab. ap

Klappentext:

Die Stimme, die den Roman trägt spricht aus dem Tagebuch von Leila. Nach Italien war die junge Frau gekommen, um Design zu studieren, doch sie wurde zur Prostitution gezwungen. Nach drei Jahren kehrt sie tot in einem Sarg auf der Fähre mit ihrem Vater nach Hause zurück. Ihr Schicksal bringt die vielen Geschichten zusammen, die sich kreuzen: ihre, die von Soraja, Elena, Laura und all den anderen Mädchen, die ein und dasselbe Los vereint.

Elvira Dones hat einen rohen und aufschlussreichen Roman über die albanische Mafia und den Frauenhandel geschrieben, bei dem deutlich wird, dass es nichts zu romantisieren gibt. Hier wird von einer Gesellschaft erzählt, die vom Wandel überfordert ist, von Träumen, die auf den Bürgersteigen Europas zerbröckeln, von Schicksalen, deren kleinstes Detail bedeutsam ist, vom skrupellosen Kampf um Geld, von der grausamen Ausbeutung der Frauen, der grenzenlosen Gewalt, dem Aussterben jedes ethischen Handelns und von kleinen Inseln der Liebe und Selbstermächtigung. In Albanien hat Verbrannte Sonne heftige Diskussionen ausgelöst.

Über die Autorin / über den Autor:

Elivra Dones, geboren in Durrës, wuchs in Tirana (Albanien) auf. sie schreibt auf Albanisch und Italienisch und hat sieben Romane und zwei Erzählbände veröffentlicht, mehrere Drehbücher geschrieben und eine Reihe Dokumentarfilme gedreht. Ihr vielfach ausgezeichnetes Werk ist in mehrere Sprachen übersetzt. Heute lebt und arbeitet sie im Tessin (Schweiz). Nach Hana und Kleiner sauberer Krieg, aus dem Italienischen übertragen von Adrian Giacomelli, erscheint jetzt in deutscher Erstausgabe ihr früherer Roman Verbrannte Sonne, aus dem Albanischen übersetzt von Florian Kienzle.

Florian Kienzle, geboren 1982, lebt und arbeitet als Übersetzer und Albanologe in München.

Preis: CHF 29.90
Sprache: Deutsch (aus dem Albanischen von Florian Kienzle)
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2020 (2000)
Verlag: Ink Press
ISBN: 978-3-906811-13-0
Masse: 437 S.

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