Christos Chryssopoulos

Parthenon

Stilistisch sicher und vielfältig überzeugt dieser surreal anmutende griechische Roman, der jedoch mit der Antikenverehrung wie sie im deutschsprachigen Raum seit Goethe und Co. kultiviert wird, eng verschlungen ist.

Das Unvorstellbare ist geschehen. Die Akropolis ist nicht mehr. Mögliche Motive des Bombenlegers, fiktive Zeugenaussagen und die Schilderungen eines traumatisierten Militärdienstleisters sind einige der Erzählstränge, die die Ambivalenz zwischen Fiktion und tatsächlich vorgefallenen Ereignissen auf die Spitze treibt. Ein mögliches Beweismittel bzw. Motiv der Tat stellt ein beim Täter gefundener Text der VASA, Vereinigung ästhetischer Saboteure von Altertümern, die in den 40er Jahren in Athen unter anderem die Sprengung der Akropolis forderte, dar. Diese avantgardistische Gruppe bekommt im Verlauf des Romans dank mehreren vom Autor ausgedachten Statements zeitgenössischer griechischer Autoren ein Gesicht.

Christos Chryssopoulos hat eine einmalig komponierte Assemblage kreiert, die die Leserinnen und Leser unweigerlich dazu drängt, sich in die Gefühlslagen der Griechinnen und Griechen zu versetzen, über die eigene Verstrickung mit der Antike als Sehnsuchtsort nachzudenken und vor allem auch die Bedeutung des Kunstwerks als identitätsstiftende Kreation zu reflektieren. Parthenon ist eine Entdeckung und Bereicherung. Unbedingt lesen! ap

Klappentext:

Eine beinahe unmerkliche Explosion, eine Wolke aus Rauch, empfindliche Stille – dann das dumpfe Knacken berstenden Marmors: Der Parthenon auf der Akropolis ist Geschichte. Wo noch vor Kurzem das Wahrzeichen Athens thronte, herrscht schmerzliche Leere. Das ganze Land mutmasst über die Beweggründe des jungen Mannes, der das jahrtausendealte Symbol zum Einsturz gebracht hat. Sein Werk der Zerstörung war getrieben von der Sehnsucht, sich und die Griechen von der hemmenden Bürde ihres übermächtigen antiken Erbes zu befreien.

Und hier ein Artikel von Christos Chryssopoulos zu seiner Zeit in Zürich als Writer in Residence, erschienen in der Republik.

Über die Autorin / über den Autor:

Christos Chryssopoulos, 1968 in Athen geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und Psychologie und arbeitet heute als Schriftsteller, Übersetzer und Fotograf. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. verlieh ihm die Französische Republik 2015 den Titel des Ritters der Wissenschaften und Künste. Christos Chryssopoulos ist Mitglied des Europäischen Kulturparlaments und schreibt regelmässig für die nationale und internationale Presse. Seine Bücher werden weltweit übersetzt. Mit Parthenon erscheint erstmals ein Werk von Christos Chryssopoulos in deutscher Sprache.

Preis: CHF 28.90
Sprache: Deutsch (aus dem Neugriechischen von Theo Votsos)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2018 (2010)
Verlag: Haymon
ISBN: 978-3-7099-3419-7
Masse: 100 S.

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