Nagar Djavadi

Desorientale

Die Ich-Erzählerin, Kimiâ Sadr, sitzt im Warteraum einer Kinderwunschklinik und nutzt die Wartezeit dazu, uns ihre Geschichte zu erzählen. Dabei mäandriert sie zwischen Kindheit, Jugend und immer wieder diesem Warteraum. Wir lernen den Iran ihrer Kindheit und denjenigen ihrer Urgrosseltern kennen, aus den Erzählungen ihres Onkels Nr. 2 – ihre fünf Onkels haben sie und ihre beiden Schwestern schön durchnummeriert –; wir erhalten einen Eindruck vom politischen Kampf ihres Vaters, der sich gegen den Schah stellte, und von dessen grosser Enttäuschung, als er sich auch im nach-revolutionären Iran in der Opposition wiederfand. Die Flucht der Familie nach Frankreich, die Ankunft, die Leere und Unbehaustheit des Exils zeichnet sie auf sehr berührende Weise, ebenso die stete Anwesenheit der Gespenster aus der Kindheit und der Heimat. Langsam führt sie uns auch an ihre eigene Geschichte heran und daran, wie sie in diese Kinderwunschklinik gelangt ist.

Ein eindrückliches und berührendes Buch, eigenwillig geschrieben und erzählt. Sehr lesenswert! cn

Klappentext:

In ihrem fulminanten, komisch-tragischen, autobiographischen Debütroman erzählt Négar Djavadi aus der Sicht ihres Alter Egos Kimiâ Sadr die Geschichte ihrer Familie, die aus Iran stammt. Ein zweiter Erzählstrang betrifft Kimiâ selbst und ihre Schwangerschaft. Die klappt nur mit Hilfe der Medizin und der Mann dazu ist auch nur geliehen – Kimiâ liebt eher Frauen. In Teheran geboren und seit zehn Jahren im Pariser Exil, hat Kimiâ stets versucht, ihr Land, ihre Kultur, ihre Familie auf Abstand zu halten. Doch die Geister der Vergangenheit holen sie wieder ein, um in einem überwältigenden Bilderreigen die Geschichte der Familie Sadr in drei Generationen vor ihr abzuspulen: die Drangsale im Leben der Ahnen, ein Jahrzehnt der politischen Revolution, die Winkelgassen der Adoleszenz, berauschende Rockmusik, das schelmische Lächeln einer blonden Bassistin. Und dann gibt es, im dunklen Kern dieses atemberaubenden Romans über den Iran von gestern und das Frankreich von heute, noch eine furchtbare Geschichte zu erzählen.

Über die Autorin / über den Autor:

Négar Djavadi, 1969 in Iran geboren, stammt aus einer Familie von Oppositionellen und floh im Alter von elf Jahren zu Pferd über Kurdistan mit ihrer Mutter und ihren Schwestern vor den Folgen der iranischen Revolution in den Westen. Sie ist Drehbuchautorin, Regisseurin und Schriftstellerin und lebt und arbeitet in Paris. Desorientale ist ihr erster Roman, wurde in Frankreich zum Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie erhielt dafür u.a. den Prix du Style 2016 und 2017 den Prix Première .

Preis: CHF 30.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Michaela Messner)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2017
Verlag: C.H.Beck
ISBN: 978-3-406-71453-5
Masse: 400 S.

zurück