Mohammad Rabie

Otared

Der Protagonist des zur Hauptsache im Ägypten des Jahres 2025 spielenden Romans ist Ahmed Otared. Er ist ein Polizeioffizier, der für die Widerstandsbewegung gegen die Ritter der Republik Malta kämpft, die Ägypten besetzt und Kairo in einen West- und einen Ostteil geteilt haben. Der Widerstand gegen die Besatzung setzt sich ausschliesslich aus Polizisten zusammen. Sie berufen sich auf ihren Patriotismus, wenn sie mit Masken auf dem Kopf von hochgelegenen Punkten aus auf maltesische Offiziere, aber auch auf ägyptische Kollaborateure und mit der Zeit auf fast alles, was sich bewegt, schiessen. Die Widerstandsbewegung will nach zwei Jahren erfolglosen Kampfes auf das Volk setzen und es soweit empören, dass es sich gegen die Besatzer wendet. Eine konzentrierte Mordaktion, die ausschliesslich Zivilisten zum Ziel hat, führt letztendlich tatsächlich zum Abzug der Malteser-Ritter, aber nicht weil das ägyptische Volk sich gegen sie gewendet hätte, sondern weil die Besatzer nicht mehr mitansehen konnten, wie sich die Ägypter gegenseitig umbringen.

Vor diesem Hintergrund spielt sich eine unsägliche Abfolge von Gewalttaten ab. Jeder letzte Lebensbereich ist von Gewalt geprägt, einer gleichgültigen Gewalt, die aus der schieren Hoffnungslosigkeit des Lebens in Ägypten kommt. Eine Gewalt, die von ihren Opfern als Erlösung erlebt wird – das Ende eines unerträglichen Lebens. Überall bringen sich die Menschen selber oder gegenseitig um. Die Abkehr von jeglicher Hoffnung auf ein besseres Leben, überhaupt eines irgendwie lebenswerten Lebens, ist so der Grundton dieses Romans. Kulminiert noch von einer eigenartigen Krankheit bei Kindern, die darin besteht, dass ihnen der Mund zuwächst, die Augen sich schliessen, die Ohren und Nase abfallen – bis sie vollständig von der Aussenwelt abgekapselt sind. 

Für ägyptische Leser und Leserinnen hat es sicherlich sehr viele Anspielungen auf die aktuelle Politik, insbesondere auf die Zeit nach 2011 – auf die auch im Roman immer wieder verwiesen wird – und auf die korrupten Machtverhältnisse. Für mich war es ein hartes Stück, diese Gewalt und Hoffnungslosigkeit auszuhalten. Aber wenn man parallel dazu, die Geschichte des modernen Ägyptens, insbesondere während der Mubarak-Ära, liest, dann wird auch klarer, woraus sich die Hoffnungslosigkeit und Gewalt des Textes nähren. cn

Klappentext:

2025: fourteen years after the failed revolution, Egypt is invaded once more. As traumatized Egyptians eke out a feral existence in Cairo's dusty downtown, former cop Ahmed Otared joins a group of fellow officers seeking Egypt's liberation through the barrel of a gun. As Cairo becomes a foul cauldron of drugs, sex, and senseless violence, Otared finally understands his country's fate. In this unflinching and grisly tale, Mohammad Rabie envisages a grim future for Egypt, where death is the only certainty.

Shortlisted for the International Prize for Arabic Fiction 2016

Mohammad Rabie's horrific novel Otared begins with an Egyptian middle-class man perpetrating a crime that involves interfamilial murder and cannibalism. It is a future in which the grotesque and the dystopian merge – a world in which casual murder, rape, and public suicide mingle with a certain societal desperation. The urban backdrop is a war-torn Cairo split down its center (a play on the post-1948 trope of splitting predominantly Arab countries into Eastern and Western halves), and occupied by a vicious foreign militant organization called The Knights of the Republic of Malta. (...) But more than just a portrait of a bleak future, this novel is of course a trenchant critique of modern Egypt. In Robin Moger's deft translation, Rabie's deployment of irony is skillfully rendered, a tool he uses to invert his country's contemporary characteristics in an attempt to underscore the absurdity of his narrative. The police force, which is traditionally the enemy of resistance, and which was perceived as representative of the authoritarian Mubarak regime during the January 25th revolution, occupies a central, principled, patriotic position against the occupation. The army, which during the same revolution aligned (at best superficially) with the revolutionaries, is here a broken institution: as useless during the setbacks of the 21st century as it was during the setbacks of the 20th." Aus einer Rezension von Mohamad Saleh, auf culture trip

Über die Autorin / über den Autor:

Born in 1978, Mohammad Rabie is the author of three acclaimed novels. His first novel, Amber Planet, won the first prize in the Emerging Writers category of the Sawiris Cultural Award in 2012. He lives in Cairo, Egypt.

Robin Moger is the translator of Women of Karantina by Nael Elthoukhy, among other books, and his translation for Writing Revolution won the 2013 English PEN Award for outstanding writing in translation. He lives in Cape Town, South Africa.

Preis: CHF 21.00
Sprache: Englisch (aus dem Arabischen von Robin Moger)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2016 (2014)
Verlag: hoopoe
ISBN: 978-977-416-784-3
Masse: 341 S.

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