Dima Wannous

Dunkle Wolken über Damaskus

In ihrem Vorwort zu den neun "Details" – wie Dima Wannous ihre Erzählungen nennt - schreibt sie, dass das Syrien vor dem Ausbruch der Revolution ein Land des Schweigens gewesen sei. Dies hat sich durch die Revolution verändert, auch wenn diese unglaubliches Leid über die Syrer und Syrerinnen gebracht hat. Und wenn man Wannous' Porträts der neun Personen liest, versteht man, was sie wohl damit gemeint hat. Die Akteure ihrer Erzählungen sind Produkte des Machtsystems in Syrien. Seien es politische Führer oder ihre Passagiere bespitzelnde Taxifahrer. Und sie sind Produkte eines zutiefst patriarchalen Systems und einer fast undurchlässig scheinenden Klassengesellschaft. Die Einzelnen sind so sehr damit beschäftigt, ihre Position in dem fein verästelten Machtgefüge zu sichern, ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder noch mehr Reichtum anzuhäufen, dass das Menschsein keinen Platz mehr hat. Fast klinisch und mit kühler Distanz schildert Dima Wannous eben diese Details der syrischen Gesellschaft – und macht uns so klarer, auf welchem Boden der Wunsch nach Veränderung so verzweifelt gewachsen ist. cn

Klappentext:

"Wir können meiner Ansicht nach nicht über die Zukunft Syriens nachdenken, ohne die Beziehungen der Syrer untereinander zu analysieren. Die Protagonisten der Kurzgeschichten sind typisch syrisch, sie repräsentieren verschiedene Schichten der syrischen Gesellschaft, die zwar miteinander lebten, aber nichts übereinander wussten. Jahrzehntelang lebten die Syrer in ihren eigenen vier Wänden, ohne zu wissen, was dahinter vor sich ging. Die Basis der Beziehungen war ungesund, und der Bewies dafür ist, dass wir alle zusammen am gleichen Tisch assen – wir und jene Syrer, die nach dem Beginn der Revolution zu Mördern wurden! Aber wird denn ein Mensch ganz unvermittelt zum Mörder?"

So fragt Dima Wannous in ihrem Vorwort zur deutschen Ausgabe dieses Buchs, und eine Antwort ahnt der Leser ihrer Kurzgeschichten, in denen sie die syrische Zivilgesellschaft vor Beginn der Revolution 2011 beschreibt.

Dima Wannous erzählt vom Leben der Menschen in einer alles beherrschenden Diktatur: Es sind zerstörte und gestörte Persönlichkeiten, die sie beschreibt. Unfähig, angepasst, verängstigt; Kriecher, arme Schlucker. Frauen und Männer, Arme und Reiche, Chauffeure und Journalistinnen, Regimeprofiteure und Mitläufer – in neun ausdrucksstarken Erzählungen charakterisiert die Autorin die syrische Zivilgesellschaft.

Über die Autorin / über den Autor:

Dima Wannous, geboren 1982 in Damaskus, studierte Französische Literatur an der Universität Damaskus und an der Sorbonne in Paris sowie Übersetzungswissenschaften in Lyon und lebt zur Zeit in Beirut. Sie war Moderatorin eines Kulturprogramms beim Satellitenfernsehsender "Orient". Seit 2003 schreibt Wannous regelmässig für arabischsprachige Tageszeitungen. Derzeit ist sie verantwortlich für die Kulturseite der libanesischen Online-Zeitschrift "Al-Modon". 2008 war sie bereits im Rahmen der Tournee "Wechselstrom" vom Literaturbüro Freiburg mit anderen arabischsprachigen Schriftstellerinnen auf Deutschlandreise. Der Roman erschien 2007 auf Arabisch.

Preis: CHF 26.90
Sprache: Deutsch (aus dem Arabischen von Larissa Bender)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2014
Verlag: Edition Nautilus
ISBN: 978-3-89401-796-5
Masse: 128 S.

zurück