Benjamin Stora

Les trois exils. Juifs d'Algérie

In Algerien hat die jüdische Gemeinschaft eine lange und vielfältige Entwicklung. Sie setzte sich zusammen aus Händlern, die im XI. Jh. v. Ch. auf der Flucht vor dem ägyptischen Despoten Sesac I. nach Nordafrika geflohen sind, aus Juden aus Syrien und dem Irak, die in der Folge der Arabisierung nach Nordafrika einwanderten, aus Juden, die durch die Reconquista 1492 aus Spanien vertrieben worden sind, bis zu Juden aus dem französischen Elsass-Lothringen, die um 1870 nach Algerien eingewandert sind. So setzte sich bei der Ankunft der Franzosen 1830 die jüdische Gemeinschaft einerseits zusammen aus jüdisch-berberischen Händlern und Handwerkern, meistens sehr arm, in den Kleinstädten und Städten des Landesinneren und an der Küste, die arabisch, berberisch, türkisch sprachen; und aus einer kleineren Oberschicht, die im Überseehandel tätig war, vor allem in den grossen Küstenstädten lebte und französisch, spanisch, portugiesisch sprach. Beiden gemeinsam war aber, dass sie unter den Muslimen einen Sonderstatus hatten, der mit dem Ende des Osmanischen Reiches zu immer mehr Unterdrückung und Elend unter der jüdischen Gemeinschaft führte. Mit der Ankunft der Franzosen erhielt die jüdische Gemeinschaft eine neue Perspektive und die Möglichkeit einer Zugehörigkeit.

Detailreich und spannend zeichnet Benjamin Stora, der selber aus einer jüdischen Familie aus Constantine stammt, die Geschichte der algerischen Juden nach, insbesondere entlang der drei Exile, die sie erleiden mussten. Das erste Exil war ein inneres, als die jüdische Gemeinschaft in Algerien durch das Décret Crémieux von 1870 die französische Staatsbürgerschaft erhielt und dadurch nicht nur von der übrigen autochthonen algerischen Gesellschaft getrennt wurde, sondern auch auf die Ausübung ihrer religiösen Traditionen verzichten musste. Das zweite Exil war eine grosse Zurückweisung, als nach siebzig Jahren Assimilation an die französischen Werte, die französische Bildung, das französische Leben, den Juden unter dem Vichy-Régime diese Staatsbürgerschaft wieder aberkannt wurde. Nach der Rückerlangung ihrer Rechte nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Beginn des Unabhängigkeitskampfes gegen das französische Kolonialregime, glaubte die Mehrheit der jüdischen Gemeinschaft an Frankreich und die Republik. Zusammen mit den Franzosen wanderten sie zu 95% nach der Unabhängigkeit Algeriens in ihr drittes Exil nach Frankreich ab.

Benjamin Stora gibt vertiefte und faszinierende Einblicke in den Wandel der algerisch-jüdischen Lebenswelt, in die Veränderung der Beziehungen zwischen jüdischer und muslimischer Gemeinschaft und auch derjenigen zwischen algerischer und französischer jüdischer Gemeinschaften. Sehr interessant, kenntnisreich und unbedingt lesenswert! cn

Klappentext:

Benjamin Stora, dont la famille est originaire de Khenchela, ville de l'Est algérien, a retrouvé les jalons de son histoire familiale. Voyageant entre mémoire et histoire, quête personnelle et enquête historique, il reconstitue les trois exils qui ont marqué le destin des juifs d'Algérie. En moins d'un siècle en effet, ils sont sortis par trois fois de ce qui était jusqu'à-là leur univers familier. Ils se sont éloignés de leur vie en terre d'Islam quand le décret Crémieux de 1870, faisant d'eux des citoyens français, les a mis sur la voie de l'assimilation. Ils ont été rejetés hors de la communauté française de 1940 à 1943 avec les lois de Vichy. Et ils ont quitté les rives algériennes avec l'exode de 1962.

À travers cet essai historique sensible et rigoureux, enrichi de documents inédits, on découvre l'originalité de ce judaïsme algérien à la fois passionnément attaché à la République française et profondément pétri de traditions religieuses, mais aussi la complexité et les ambiguïtés des relations entre juifs et musulmans. Et l'on comprend mieux comment, dans les tensions actuelles, quand crainte de l'islamisme et montée de l'antisémitisme se conjuguent, revient une "mémoire longue de l'inquiétude".

Über die Autorin / über den Autor:

Spécialiste reconnu de l'histoire du Maghreb et de l'immigration qu'il enseigne à l'INALCO (Langues O.), Benjamin Stora est l'auteur d'une vingtaine d'ouvrages, dont La Gangrène et l'oubli: la mémoire de la guerre d'Algérie (La Découverte, 1991), Immigrances (en collaboration avec Emile Témime, Hachette Littératures, 2007) et en collection "Pluriel" de Messali Hadj (2004) et de La Guerre d'Algérie en collaboration avec Mohammed Harbi (2005).

Preis: CHF 15.60
Sprache: Französisch
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2010 (2006)
Verlag: Pluriel
ISBN: 978-2-01-279532-7
Masse: 240 S.

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