Philippe Pujol

Die Erschaffung des Monsters. Elend und Macht in Marseille

Philippe Pujol beschreibt auf detaillierte und engagierte Weise, wie das komplexe System von Politik, Wirtschaft und sozialem Elend in Marseille funktioniert. Der Einstieg ist nicht ganz einfach, schwirrt einem doch bald der Kopf von den verschiedenen politischen Gruppen, Parteien, Vereinen, Gewerkschaften, Regierungsämtern etc., verbunden mit einzelnen Personen. Doch letztendlich lohnt sich die Geduld und auch das Nachschlagen bezüglich Parteien, Regierungsebenen und Behörden, um einen Eindruck eines Systems zu erhalten, das grundsätzlich auf Klientelpolitik und Mauscheleien aufbaut. Die Armen bleiben in einem solchen System immer arm und ausgegrenzt, die Reichen und Mächtigen vermehren ihre Pfründe in allen nur möglichen und unmöglichen Kooperationen. 

Und Pujol betont am Ende des Buches, dass Marseille am direktesten umsetzt, was das Regierungssystem hervorruft. Bereits 2016 macht er so darauf aufmerksam, was in der französischen Republik schiefläuft. Auch hinsichtlich der Gilets-jaunes-Bewegung ein erhellendes Buch. cn

Klappentext:

Marseille ist ein Mythos, Inbegriff von Weltoffenheit und mediterraner Lebensart. Umso drastischer wirken die realen sozialen Gegensätze, die hier aufeinanderprallen. Philippe Pujol beschreibt seine Heimatstadt und ihre Akteure – die minderjährigen Strassendealer, die Haschisch mit Altöl strecken, die Mutter eines Kleinkriminellen, der mit Anfang 20 von einem feindlichen Clan erschossen wird, oder die Lokalpolitiker und Immobilienhaie, die eine unheilige Allianz bilden und Marseille als ihre Beute betrachten. Wie in einem Brennglas zeigt sich hier, was auch anderswo in Frankreich, ja europaweit zunehmend für politischen und sozialen Sprengstoff sorgt: Korruption und Klientelismus, ganze gesellschaftliche Bereiche, die in Armut, Kriminalität und Perspektivlosigkeit versinken und so zum Nährboden politischer Radikalisierung werden.

Über die Autorin / über den Autor:

Philippe Pujol, 1975 geboren, lebt und arbeitet als Journalist in Marseille. Seine Reportagen für die Tageszeitung La Marseillaise wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Prix Albert Londres. Seit 2016 schreibt er zudem für die Schweizer Zeitschrift Sept.info. Die Erschaffung des Monsters ist sein erste Buch auf Deutsch.

Olivier Ilan Schulz lebt und arbeitet als Lektor und Übersetzer in München. Er hat u.a. Bücher von Philippe Djian, Grégoire Bouillier und Juliette Manet übersetzt. Till Bardoux lebt in Berlin und hat u.a. Bücher von Marc Augé, Paul Ricœur und Michel Eltchaninoff übersetzt.

Preis: CHF 34.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Olivier Ilan Schulz und Till Bardoux)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2017 (2016)
Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-25686-6
Masse: 304 S.

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