Romain Gary

Die Jagd nach dem Blau

Der letzte Roman von Romain Gary führt einen zurück in die Zeit des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges. In der Normandie beginnt die Geschichte, wo Ludo bei seinem Drachen bauenden Onkel Ambroise Fleury lebt. Die Fleurys leiden alle an "Gedächtnisüberschuss", der dazu führt, dass sie nicht von einer Idee lassen können, ihre Ideale nicht verraten können. So will der Onkel die Werte der Freiheit und der Menschenrechte hochhalten, auch wenn er es im Steigenlassen von Drachen tut. Und der Wirt des Feinschmecker-Lokals Clos Joli kann und will nicht von der Idee der überragenden französischen Küche lassen. Ludo wiederum, dessen Gedächtnisüberschuss auch darin besteht, dass er sich mühelos Zahlenreihen merken und Berechnungen im Kopf anstellen kann, kann und will nicht von seiner Liebe zu Lila lassen. Lila hingegen, die Tochter des polnischen Grafen, dessen Sommersitz sich in der Nachbarschaft der Fleurys befindet, jagt den verschiedensten Ideen von sich selber nach. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, müssen alle mit dieser Katastrophe irgendwie umgehen. Wie bleibt man sich selber treu in dieser Zeit der Besatzung, wie bleibt man seinen Ideen und Lieben treu, wenn nichts mehr sicher ist? 

Eine rasante und gut erzählte Geschichte, mit einem liebenswerten Gemisch aus kauzigen Menschen, die einen schnell in ihren Bann zieht. Dabei stehen weniger das Grauen des Krieges im Vordergrund, als die Versuche jedes Einzelnen trotz aller Widrigkeiten sich selber treu zu bleiben und weiterhin das Blau zu jagen. cn

Klappentext:

Der elternlose Ludo lebt in einem Dorf in der Normandie bei seinem Onkel, dem Landbriefträger Ambroise Fleury. Der gilt als leicht durch­geknallt und erfreut die Kinder rundum mit seinen selbst gebauten Drachen: BLAUER VOGEL, ZITTERBACKE, JEAN-JACQUES ROUSSEAU. Ludo, ein wahrer Fleury, denen die "Fähigkeit des Vergessens" nicht gegeben ist, leidet an "Gedächtnisüberschuss"; er kann das halbe Kursbuch der Eisenbahn aufsagen. Auch nicht aus dem Kopf geht ihm Lila, Tochter polnischer Adliger, die ihn nach Jahren des Wartens endlich auf den Sommersitz der Familie einlädt. Die Liebe ist kompliziert, im Weg steht nicht nur Lilas deutscher Cousin Hans, sondern bald auch der Krieg. Nach der Besatzung der Deutschen, verbunden mit Razzien und Deportationen, schliesst Ludo sich der Résistance an, während der Onkel sieben gelbe Sterne am Himmel aufsteigen lässt.

Romain Garys letzter zu Lebzeiten publizierter Roman erzählt rasant, ironisch, hintergründig von der Weigerung, sich anzupassen, dem grossen Widerstand im Kleinen und einer unerschütterlichen Liebe.

Über die Autorin / über den Autor:

Romain Gary war Weltkriegspilot, Filmregisseur, Diplomat und Literat. 1914 als Roman Kacew in eine jüdische Familie in Wilna geboren, kam er 1928 nach Frankreich, 1938 zur französischen Luftwaffe, 1946 in den diplomatischen Dienst, wo er den Namen Romain Gary annahm. Er schrieb rund 30 Romane und hat fünf Pseudonyme benutzt. Als einziger Autor erhielt er zweimal den Prix Goncourt, 1956 für seinen Roman Die Wurzeln des Himmels, 1975 unter dem Pseudonym Émile Ajar für Du hast das Leben vor dir. Romain Gary war mit der Nouvelle-Vague-Legende Jean Seberg verheiratet. Ein Jahr nach deren mysteriösem Tod nahm er sich 1980 das Leben.

Preis: CHF 28.00
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Jeanne Pachnicke)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2019 (1980)
Verlag: Rotpunktverlag
ISBN: 978-3-85869-828-5
Reihe: Edition Blau
Masse: 369 S.

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