Jean Giono

Ein Mensch allein

Von Beginn an nimmt einen der Schnee in dem kleinen Dorf in den Bergen, die die liebliche Provence gegen Norden hin abgrenzen, in seinen Bann. Wir schreiben das Jahr 1844 und es schneit, Tag und Nacht. Während dieses harten Winters, in dem man sich ungern nach draussen wagt, beginnen Menschen zu verschwinden, übrig bleiben nur Blutspuren im Schnee. Die Dorfbewohner*innen alarmieren die Polizei. Langlois, ein ernsthafter, vertrauensstiftender Menschenkenner kommt ins Dorf und macht sich auf die Suche. Erst nach zwei weiteren tief verschneiten Wintern und weiteren Opfern gelingt es, den Täter zu stellen. 

In der Folge bleibt Langlois aufs Engste mit dem Dorf verbunden, kommt als Wolfsjagd-Hauptmann ins Dorf zurück und nimmt dort Wohnsitz bei Saucisse, der Wirtin des Cafés an der Landstrasse. Doch nun ist aus ihm ein wortkarger Einzelgänger geworden. Aus Saucisse's Mund erfahren wir nach und nach das schreckliche Ende. In einer Sprache, die aufhorchen lässt, in Sätzen, die das meiste weglassen und doch so vieles antönen, tauchen die Leser*innen ein in das Universum des Dorfes und zugleich in die Existenz der Menschen an sich. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre! cn

Klappentext:

Ein Mensch allein, 1946 verfasst, ist das erste von Jean Gionos Werken nach dem Krieg: eine Art von Chronik, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht. Berühmt wurde Giono mit Büchern, die das scheinbar ferne archaische Leben in der Haute-Provence beschworen haben, wo er seine Geburtsstadt Manosque zu einem Ort der Literatur gemacht hat.

In dieser einsamen Bergwelt, in Dörfern dicht unter den Wolken und vom Schnee erstickt, verschwinden Menschen. Hauptmann Langlois spürt ihnen mit seinen Gendarmen nach und wird immer mehr zu einer mysteriösen Figur. Jean Giono lässt von diesem rätselhaften Mann – bis an den Endpunkt seines Schicksals – in einem vielstimmigen und wie mündlichen Bericht über die Zeiten hinweg in ener ganz eigenen, suggestiven Kunstsprache erzählen. Sie rührt an unsere Existenz. Was ist ein Mensch allein, ein Mensch voller Not?

Jean Giono hat einzigartige Meisterwerke der französischen Literatur seiner Epoche geschaffen. In Deutschland ist der grosse Unkbekannte noch zu entdecken.

Über die Autorin / über den Autor:

Jean Giono (1895-1970) kehrte als Pazifist aus dem Soldatendienst im Ersten Weltkrieg zurück in seinen Heimatort. Sein Romandebüt 1930 brachte ihm augenblicklichen Erfolg und die Anerkennung seiner Schriftstellerkollegen ein. Er entdeckte Herman Melville für Frankreich und übersetzte dessen Moby Dick – nicht zuletzt die Aufnahme in die Académie Goncourt und in die Ehrenlegion zeugen von seiner Stellung im literarischen Frankreich, die er bis heute einnimmt.

Preis: CHF 55.50
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Caroline Vollmann)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2018 (1947)
Verlag: Die andere Bibliothek
ISBN: 978-3-8477-0408-9
Masse: 284 S.

zurück