Gérard Noiriel

Le massacre des Italiens

Am 17. August 1893 massakrierte eine aufgebrachte Menge, mehrheitlich bestehend aus französischen Wanderarbeitern, die aus dem Piemont und der Toskana zur Salzernte angereisten italienischen Arbeiter. Acht italienische Männer verloren ihr Leben, noch mehr blieben für immer vermisst, rund fünfzig erlitten Verletzungen – und alle Angeklagten wurden von einem französischen Gericht freigesprochen!

Auf sorgfältige Weise, detailreich und emphatisch, schlüsselt Gérard Noiriel dieses traurige Massaker für uns auf. Wie hat die Lebenswelt der französischen Saisonarbeiter ausgesehen, die jedes Jahr zu den Salinen anreisten, um dort für die Erntearbeiten angestellt zu werden, wie diejenige der italienischen Saisonarbeiter? Wie hat sich deren Lebensrealität durch die Industrialisierung und durch die Wirtschaftskrise verändert? Nach einer minutiösen Beschreibung der Ereignisse, die zur Ermordung der Männer geführt haben – das Ausbleiben der Armee, die Unterstützung durch den Bürgermeister, die Komplizität der EinwohnerInnen von Aigues-Mortes – interessiert Noiriel aber insbesondere, welche Diskurse auf politischer Ebene, die verarmten und oft auch sehr marginalisierten Arbeiter dazu getrieben haben, ihren Hass gegen die italienischen Wanderarbeiter zu richten. Die noch junge französische III. Republik war noch in ihren Anfängen, die Nation und die nationale Identität waren das Geschenk an die Bürger und Bürgerinnen, das ihnen die Republik machte. Die angespannten diplomatischen Beziehungen mit Italien, das Stereotyp der streitsüchtigen italienischen Messerstecher, die in der entstehenden populären Presse verbreitet wurde, die Ausgrenzung der verarmten ländlichen Bevölkerung – all das berücksichtigt Noiriel in seiner packenden Analyse des Massakers von Aigues-Mortes, die gleichzeitig eine Analyse der französischen Politik und Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts ist.

Wenn man das Buch liest, hat man das Gefühl, das sich in den hundert vergangenen Jahren nicht viel verändert hat. Eine überaus empfehlenswerte und spannende Lektüre! cn

Klappentext:

Le 17 août 1893, dans les marais salants d'Algues-Mortes où la récolte du sel rassemblait des centaines de travailleurs français et italiens, s'est déroulé le plus sanglant " pogrom " (au sens d'une population majoritaire s'acharnant sur une minorité) de l'histoire française contemporaine : des émeutes entre ouvriers ont provoqué la mort d'au moins 8 Italiens et fait plus de 50 blessés. En dépit des preuves accablantes réunies contre eux, les assassins français furent tous acquittés. L'Italie et la France, au bord de la guerre, ont finalement préféré enterrer l'affaire afin de préserver la paix. Spécialiste reconnu de l'immigration et de la question nationale, Gérard Noiriel rouvre ce douloureux dossier et explique pourquoi les mutations politiques et économiques de la fin du XIXe siècle ont rendu un tel massacre possible. En accomplissant avec brio son " devoir d'histoire ", il donne enfin à cet événement sa juste place dans notre mémoire collective.

Über die Autorin / über den Autor:

Historien, Gérard Noiriel est directeur d'études à l'EHESS.

Preis: CHF 15.90
Sprache: Französisch
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2018 (2010)
Verlag: Pluriel
ISBN: 978-2-8185-0570-0
Masse: 295 S.

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