Susanne Schaber

Lesereise Korsika

Darf man einen Reiseführer besprechen, dessen Gegenstand man nicht aus eigener Anschauung kennt? Man darf es wohl wagen, geht man davon aus, dass ein Reiseführer nicht nur führen, sondern auch verführen können sollte. Die Reiseschriftstellerin Susanne Schaber aus Wien schafft das mit ihrem neuesten Buch Korsika. Die Kapitel hat sie thematisch gegliedert: Wildnis und Belle Epoque, Ab- und Auswanderung, Küche und Transhumanz; eine kluge Mischung aus Geschichte (diejenige einer ewigen Unterdrückung und Auflehnung), Alltagsleben, Politik, Wirtschaft, Natur und Kulinarik. Im Vordergrund stellt sie nicht massentouristische "musts", sondern die Menschen, die hier leben, leiden und ihre Heimat leidenschaftlich lieben. Sie kann genau zuhören und farbig wiedergeben, was man ihr anvertraute, und so lernt man durch die Augen von Rebellen, Künstlern und Köchinnen besondere Orte kennen: Tasso in Les Deux-Sevi, Cappellaccia oberhalb des Val de Restonica, einem, wie man liest, viel gerühmten Landstrich in der Haute-Corse. Hirten und Historiker kreuzen unseren Weg quer durch die Insel. Man labt sich an der Knorrigkeit der Korsen, lauscht Mythen, Legenden und Anekdoten, von Susanne Schaber elegant und mit Empathie beschrieben. Neugierig folgt man der Autorin von Küste zu Küste, steigt mit ihr hinauf zu den Bergen und hinab zu verlassenen Dörfern im Hinterland, wo sich nur noch Fuchs und Marder gute Nacht sagen.

"Lesereisen" (so die Reihenbezeichnung) aus dem Picus-Verlag bieten reinen Text. Es gibt weder Fotos noch Illustrationen, keine Adressen oder Landkarten. Leicht gemachter Lesefluss also, und Seite um Seite nähert man sich ungestört einem Ziel, von dem man nicht einmal wusste, dass man es hat. Denn jetzt möchte man doch den Gischt unten an den Wänden der Calanche im Golf von Porto selber hören und den Ginster mit eigener Nase riechen, möchte im Hotel Les Roches Rouge bei Madame Dalakupeyan chillen und "pulenta" im Maison de Gardien von Fabienne Maestracci nahe Bonifacio kosten. Man würde das Büchlein natürlich mitnehmen, es ist  schmal genug für jedes Gepäck, und man würde es noch einmal lesen: Verführung gelungen! Maya Doetzkies

Klappentext:

"Kalliste" wurde Korsika im Altertum genannt: die Schöne. Wo die Steilküste über die karibisch anmutenden Traumstrände triumphiert, preschen die Wellen gegen den Fels, der sich im Landesinneren zu mächtigen Gebirgen türmt. Alte Städte erzählen vom Widerstand gegen die Macht der Natur und der Eroberer, die jahrhundertelang versuchten, Korsika unter ihre Herrschaft zu zwingen. Grosszügigkeit, Mut und Gastfreundschaft gehören zu den Tugenden einer Gesellschaft, die seit jeher eng zusammensteht.

Susanne Schaber ist mit den Hirten auf die Hochebenen gestiegen, hat verwunschene Dörfer durchstreift, die bodenständig-raffinierte Küche und die Hotels der Belle Époque erkundet. Und sie hat mit Ethnologen, Historikern und selbstbewussten Patriotinnen gesprochen, die für Korsika und seine Identität eintreten, um das kulturelle Erbe zu bewahren.

Über die Autorin / über den Autor:

Susanne Schaber wurde in Innsbruck geboren und ist mit dem Blick über die Berge und Grenzen aufgewachsen. Sie lebt heute als Literaturkritikerin und Reiseschriftstellerin in Wien. Im Picus Verlag erschienen zuletzt ihre Lesereisen Friaul/Triest, Island und Pyrenäen.

Preis: CHF 22.90
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2018
Verlag: Picus
ISBN: 978-3-7117-1083-3
Masse: 132 S.

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