Delphine de Vigan

Loyalitäten

Delphine de Vigan nimmt sich in ihrem Roman Loyalitäten überzeugend den Ursachen und Gesetzmässigkeiten emotionaler Verbundenheit an. Sie tut dies jeweils in einer den vier zu Wort kommenden Personen entsprechenden Sprache und Perspektive. So beschreiben die Lehrerin Hélène Destrée und Cécile, die Mutter von Mathis, dem Freund von Théo, dessen Eltern geschieden sind, die Umstände aus der Ich-Perspektive, während die Ereignisse rund um die beiden Jungen in der dritten Person erzählt werden. Die vier Erzählstränge schaffen ein sehr aufschlussreiches Bild über die folgenreichen gefühlsmässigen Verstrickungen, wie Eltern ihren Kindern Unzumutbares zumuten und überforderte Institutionen sich dem Wegschauen hingeben. Den als Drama angelegten Roman Loyalitäten habe ich sehr gerne gelesen. Er überzeugt sowohl sprachlich wie inhaltlich. ap

Klappentext:

Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. Um ihren Sohn müssen sie sich keine Sorgen machen. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiss davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, dass weiss Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, wie aber soll das gehen, ohne dass er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, allerdings ist Théo sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht. Ausserdem würde er damit auch demjenigen in den Rücken fallen, der den Minderjährigen den Alkohol besorgt. Und der ist es, der das gefährliche Spiel in dem schneebedeckten Park vorschlägt, bei dem Théo bewusst den eigenen Tod in Kauf nimmt.

Wer möchte nicht denen gegenüber loyal sein, die er liebt? In ihrem neuen Roman erzählt Delphine de Vigan von der manchmal gefährlichen Komplexität unserer Beziehungen. Dabei erweist sie sich einmal mehr als unbestechliche Chronistin zwischenmenschlicher Missstände.

Über die Autorin / über den Autor:

Delphine de Vigan, geboren 1966, zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Für ihren Roman Nach einer wahren Geschichte erhielt sie 2015 den Prix Renaudot. Bei DuMont ist 2017 ihr Debütroman Tage ohne Hunger erschienen. Loyalitäten steht seit dem Erscheinen des Romans auf der französischen Bestsellerliste. Die Autorin lebt mit ihren Kindern in Paris.

Preis: CHF 28.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Doris Heinemann)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2018
Verlag: DuMont
ISBN: 978-3-8321-8359-2
Masse: 176 S.

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