Günter Liehr

Marseille. Porträt einer widerspenstigen Stadt

Wie ein Krimi liest sich dieses Porträt von Marseille! Spannend, mit vielen Informationen, und doch nicht überladen. Insbesondere die Zeit von der Republik-Gründung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ist sehr lebendig und detailliert beschrieben. Der Widerstand Marseilles gegen die Eingliederung in die Republik, die Kommune und die freie Zone während des Vichy-Regimes – die eindrückliche Schilderung von Marseille als letztes Tor aus Europa heraus für viele verfolgte Menschen. Aber auch die Bedeutung Marseilles als Hafenstadt, als Handelsstadt, als Sammelbecken für Menschen aus allen Teilen der Welt ist sehr schön herausgearbeitet. Einen guten Eindruck erhält man auch von den Verstrickungen zwischen Unterwelt und Politik, für die Marseille ja traurige Berühmtheit erlangt hat. Wirklich eine widerspenstige Stadt!

Mit vielen Hinweisen auf Literatur, Film und auch Musik schafft Liehr einen weiteren Zugang zu dieser faszinierenden Stadt, die einen in ihren Bann zieht. 

Klappentext:

Marseille spielte immer eine besondere Rolle unter Frankreichs grossen Städten. Sie verteidigte ihre Eigenständigkeit und wehrte sich gegen Zugriffe des Zentralstaats. Dafür wurde sie auch mehrmals hart bestraft. Das Buch erzählt die bewegte Geschichte von Marseille in den letzten zweihundert Jahren. Es beschreibt die grosse Bedeutung des Marseiller Hafens als Durchgangsstation für Waren und Reisende, Ein- und Auswanderer, Kolonialbeamte, Truppen- und Fluchtbewegungen. Wellen von Immigranten haben das Bevölkerungsgemisch dieser Stadt hervorgebracht: Korsen, Italiener, Griechen, Armenier, Maghrebiner, Pieds-noirs und Komorer. Auch Deutsche hatten mit dieser Stadt zu tun – als neugierige Literaten wie Egon Erwin Kisch, Joseph Roth, Siegfried Kracauer, Walter Benjamin, Kurt Tucholsky u.a., als antifschistische Flüchtlinge oder als Besatzer im Zweiten Weltkrieg. Dass die zentralen Viertel von Marseille noch heute von Immigranten und kleinen Leuten bewohnt sind, passt der aktuellen Stadtpolitik nicht ins Konzept, die die Stadt mit einem urbanistischen Erneuerungsprogramm für ihre postindustrielle Karriere als Business-Standort zurüsten will. Ob diese "Normalisierung" gelingt, ist nicht sicher in einer Stadt, in der die Dinge selten liefen wie geplant.

Über die Autorin / über den Autor:

Günter Liehr, geboren 1949 in Göttingen, Germanistikstudium, Journalist und Schriftsteller. Bbis 2009 Redakteur bei Radio France Internationale. Zuletzt erschienen: Der Untergrund von Paris (Berlin 2000) und Frankreich – eine Nachbarschaftskunde (Berlin 2007). Der Autor erhielt zweimal den Deutsch-Französischen Journalistenpreis (2002 und 2005). Er lebt in Paris und Marseille.

Preis: CHF 32.00
Sprache: Deutsch
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2013
Verlag: Rotpunktverlag
ISBN: 978-3-85869-535-2
Masse: 301 S.

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