Cloé Mehdi

Nichts ist verloren

Ein frischer Roman einer jungen Autorin über emotionale Verstrickungen und strukturelle Gewalt in einem Vorort von Paris. In dieser Szenerie der Sprachlosen entlarven die trotz allem heiter ausformulierten, düsteren Gedanken des elfjährigen Erzählers Mattia die von Trauer, Lügen und Hass erfüllte Erwachsenenwelt.

Wie der hoffnungsvolle Titel ankündigt: Nichts ist verloren, denn die Realität ist nicht schwarz/weiss, ausser die strukturelle Gewalt des französischen Staates. Beeindruckend ist, wie die junge Autorin die emotionale und soziale Komplexität der Täter und Opfer aufzuzeigen vermag. Die Ankündigung von Nichts ist verloren als Kriminalroman ist eher verwirrlich, da vom Aufbau her der Roman mehr ein sehr gelungener sozialer Protestroman ist. Er eröffnet den Leser*innen eine Welt, die wohl manchen unbekannt ist. Cloé Mehdi schreibt überzeugend, wie oft im Roman erwähnt, gegen die Parallelwelten an. ap

Klappentext:

Les Verrières. In einer verrotteten Vorstadt tauchen plötzlich Parolen an den Wänden auf, auf denen Gerechtigkeit für Said gefordert wird. Er ist als Fünfzehnjähriger ums Leben gekommen. Der elfjährige Mattia Lorozzi versucht dahinterzukommen, was geschehen ist und trifft auf eine Welt voller Hass, Trauer und Lügen. Er hat keinen Vater mehr und lebt mit seinem Vormund Zephyr Palaisot, einem vierundzwanzigjährigen Nachtwächter, und dessen selbstmordgefährdeter Freundin Gabrielle in einer Wohnung. Seine Mutter hat sich seit Wochen nicht mehr gemeldet, die Schwester ist auf Reisen und taucht erst zu Weihnachten wieder auf. Eine Psychiaterin betreut Mattia, um zu verhindern, dass er in ein Heim gesteckt wird. Zwei Männer lauern ihm und seinem Vormund auf. An die Polizei kann er sich nicht wenden. Sie wird nicht sehr geschätzt in Les Verrières, da sie vor fünfzehn Jahren den jungen Said Zahiti erschossen hat und vor Gericht straffrei ausging. Damals kam es zu Unruhen im Viertel. Mattia war zu der Zeit noch nicht geboren. Er findet heraus, dass Saids Tod mit seinem Vater zu tun hat. Es ist nicht auszuschliessen, dass jemand die Tat damals rächen wollte. Mattia begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit, in einer Welt voller Ungerechtigkeit und Rache, in der die Erinnerungen den Hass am Leben halten.

Cloé Mehdis in Frankreich mit vielen Preisen gewürdigter Roman Noir ist eine Geschichte, in der die Sätze hart wie in Stein gemeisselt und doch voller Poesie sind.

Über die Autorin / über den Autor:

Cloé Mehdi wurde im Frühjahr 1992 geboren. Während des Studiums begann sie zu schreiben. Ihr erster Roman Monstres en cavale wurde mit dem Prix de Beaune 2014 ausgezeichnet.

Preis: CHF 25.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Cornelia Wend)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2018 (2017)
Verlag: Polar

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