Anna Seghers

Transit

Der autobiografisch verankerte Roman Transit eröffnet den Blick auf die Vorkommnisse in Marseille im Jahre 1940, in einer Zeit, in der diese Stadt ein Sammelbecken für viele vor den Nationalsozialisten Flüchtenden war. Dazu gesellten sich auch Flüchtende wie der namenlose Ich-Erzähler, ein Deutscher, der sich in Frankreich aufgehalten hatte, als 1939 Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg erklärte. Danach wurden alle Deutschen in Internierungslager gesperrt. Dem Ich-Erzähler gelang jedoch die Flucht nach Marseille, dieser schicksalshaften Hafenstadt am Rande Europas und Tor zur Welt zugleich. Hier endet jedoch die Flucht für diejenigen, die kein Schiffsticket plus Transitvisa ergattern konnten, sei es zum Beispiel, weil sie keinen Entlassungsschein aus dem Internierungslager vorweisen konnten. Die Absurditäten und die Unmenschlichkeit migratorischer Bürokratie werden in diesem Roman beispielhaft vorgeführt. Szenen der Verzweiflung, sei es vor dem mexikanischen Konsulat, am Hafen, in den Pizzerias oder in den erbärmlichen Unterkünften zeichnen ein Bild von Marseille als einer Stadt, die zwar Schutz bietet, gleichzeitig aber auch nicht. 

Ein aktueller Roman, den ich allen ans Herz lege. Vielschichtig, stimmungsvoll und informativ. ap

Klappentext:

Sommer 1940: Der Norden Frankreichs ist bereits von den Nazis besetzt, die deutschen Truppen rücken nach Süden vor. In Marseille, am Rand des Kontinents, stauen sich die Flüchtlingsströme. Zu Tausenden treffen die Verfolgten und Bedrohten in der südfranzösischen Hafenstandt ein. Unter ihnen der Ich-Erzähler, der eine schmerzliche Liebe zu Marie durchlebt, die ihren Mann sucht, an dessen Tod sie nicht glauben will. Durch Zufall mit falschen Papieren und der Hinterlassenschaft jenes Toten ausgestattet, erhält er eine Passage nach Übersee. Doch tritt er sie an?

Auf ihrer eigenen Odyssee von Marseille nach Mexiko begann Anna Seghers an diesem Roman zu arbeiten. Dennoch spiegelt er die Ereignisse nicht einfach wider, sondern ist ein Werk voller Anspielungen und Bezüglichkeiten. Der Roman, den Heinrich Böll als ihren schönsten bezeichnete, erschien bereits 1944 auf Spanisch, Englisch und Französisch, 1948 endlich auch auf Deutsch.

Über die Autorin / über den Autor:

Anna Seghers wurde 1900 als Netty Reiling in Mainz geboren. Nach der Heirat mit dem Ungarn László Radványi lebte sie ab 1925 in Berlin. 1928 erschien ihre erste Veröffentlichung, die Erzählung Aufstand der Fischer von St. Barbara, für die sie den Kleist-Preis erhielt. Als Jüdin und Kommunistin doppelt gefährdet, floh sie 1933 über die Schweiz nach Paris und 1941 mit ihrer Familie von Marseille nach Mexiko. 1947 kehrte sie nach Berlin zurück, im gleichen Jahr wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. Von 1952 bis 1978 war sie Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR. Sie starb 1983 in Berlin.

Preis: CHF 17.90
Sprache: Deutsch
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2018 (1951)
Verlag: Aufbau
ISBN: 978-3-7466-3501-9
Masse: 309 S.

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