Leonardo Sciascia

Einmal in Sizilien

Leonardo Sciascia erzählt von seiner Kindheit und Jugend unter faschistischer Regierung, die Normalität des faschistischen Weltbildes, seine Teilnahme in der faschistischen Jugendbewegung und seine Studentenzeit, die zu seiner politischen Positionierung geführt hat. Sehr eindrücklich sind seine Schilderungen aus seiner Zeit als Volksschullehrer in der Nachkriegszeit in seiner Heimatstadt. Die Armut der Kinder, die durchfroren und müde in der Klasse sitzen und deren Eltern auf die Schulspeisung hoffen, damit ihre Kinder mindestens eine warme Mahlzeit im Tag erhalten, und auf das Papier, das ihren Söhnen eventuell die Möglichkeit gibt, Carabiniere zu werden. Aber auch die eigene Verzweiflung darüber, nichts an dieser Situation ändern zu können. Er führt uns das Schicksal der Salz- und Schwefelgrubenarbeiter vor Augen, die sich für einen jämmerlichen Lohn zu Tode schufteten, ohne Absicherung im Falle von Krankheit oder Unfall; oder das der Landarbeiter, die als Tagelöhner den Launen des Wetters ausgeliefert waren.

In der ihm eigenen klaren, präzisen und sorgfältigen Sprache nimmt uns Leonardo Sciascia mit in die Stadt Regalpetra. Zwar eine erfundene Stadt, könnte sie viele Städte in Sizilien sein, mit ihrer Geschichte von grausamen Feudalherren, die immer weitere absurde Steuern erfunden haben, um den Bauern noch das letzte Hemd abzupressen, die Zeit der Bourbonen, die Ankunft der Garibaldianer, die nicht die kleinste Veränderung im Leben der armen Bauern gebracht hat, die Zeit des Faschismus und die Nachkriegszeit, die wenig Wandel, die Rückkehr der Mafia und weiterhin nichts als Armut gebracht hat. Als Journalist und Politiker hat er versucht, auf die Armut aufmerksam zu machen und die Netzwerke der Macht zumindest transparent zu machen. cn

Klappentext:

Archaisch ist diese Welt, schön und doch verwirrend. Selbst das gleissende Licht des Südens vermag in die dunklen Verflechtungen kaum einzudringen.

Sein Leben lang hat Leonardo Sciascia wieder und wieder über seine Geburtsinsel geschrieben: über brutale Gutsherren, ausgebeutete Arbeiter in den Schwefel- und Salzminen, über habgierigen Adel, die Armut von Kindern, die um die Schulspeisung betteln, über Honoratioren, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um die Bauern auszupressen, und deren einzige Hinterlassenschaft auf Erden die Mulde im Sessel des Clubs ist.

Wer Sizilien kennenlernen möchte, wer seinen Zauber ebenso wie seine dunkle Vergangenheit verstehen will, muss Leonardo Sciascia lesen.

Über die Autorin / über den Autor:

Leonardo Sciascia wurde 1921 in Racalmuto auf Sizilien geboren. Schon während seiner langjährigen Tätigkeit als Volksschullehrer arbeitete er nebenbei als Schriftsteller und Journalist. Ab 1957 widmete er sich ausschliesslich dem Schreiben. Sciascia verfasste zahlreiche Kriminalromane, Erzählungen, Essays und auch Gedichte. Er starb 1989 in Palermo.

Preis: CHF 25.90
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Sigrid Vagt)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2021
Verlag: Wagenbach
ISBN: 978-3-8031-1360-3
Masse: 141 S.

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