Eine absolut verrückte Angelegenheit, dieser Roman! Ein Feuerwerk der Fantasie und eine intelligente Darstellung davon, wie faschistische Ideologie den Wahnsinn als Vernunft verkleidet. Der Roman spielt eigentlich nur während wenigen Tagen in Asti und Umgebung, wo auch der Autor lebt. Es gibt nur eine Rückblende nach Mexiko, um die Entstehung des Buches, welches der Protagonist Cesco Magetti sucht, zu beschreiben und einen Abstecher in die Schweiz und nach Deutschland. Dem Autor geht es generell darum, von den Mitläufern, den Überflüssigen zu erzählen. So kann sich Cesco Magetti, einfach nicht durchringen, Entscheidungen zu treffen, um sich den sinnlosen Anordnungen zu widersetzen. Er hat schliesslich auch grössere Probleme: Cesco Magetti hat eine Phobie vor Zahnärzten, er leidet lieber am maroden Zahn, als sich Hilfe beim Zahnarzt zu holen.
Das Buch ist voller Anspielungen, aber es ist unmöglich sich der zahlreichen Paratexte zu vergewissern. Es sind einfach zu viele, und es ist auch nicht nötig. Griffi schafft einen eigenen Kosmos, mit dem er versucht, gegen die Verzweiflung anzuschreiben. Die Eisenbahnen Mexikos ist in seiner Fülle eine Herausforderung. Es lohnt sich jedoch sehr, sich darauf einzulassen. ap
Klappentext:Italienische Sozialrepublik, 1944: Aus den höchsten nationalsozialistischen Kreisen in Berlin erreicht den Unteroffizier Cesco Magetti der Befehl, einen vollständigen Plan des mexikanischen Eisenbahnnetzes zu erstellen. Eine in den Tiefen des Landes versteckte Wunderwaffe soll dem Reich den Endsieg bescheren. Cesco macht sich auf die Suche, wobei sein Weg ihn auf die eine oder andere Weise zu zahlreichen wundersamen Menschen führt, die sich manchmal sogar als hilfreich erweisen. Darunter die folgenden: Tilde Giordano, eine wunderschöne Literaturliebhaberin, der Cesco sofort und unwiderruflich sein Herz schenkt; Steno, Tildes treuer Freund, ein Partisan ohne Waffen; Don Tibeno, ein Stadtpfarrer, der wegen gewisser wahnsinniger Leidenschaften hinter Gittern sitzt; Bardolf Graf, ein Verwaltungsangestellter, der ahnungslose, unbewegliche Motor der ganzen Geschichte.
Die Eisenbahnen Mexikos ist ein in jedem Sinne grosser Roman, chorisch und monumental erzählt, lustig und bewegend, spielerisch und tiefgründig, realistisch und phantastisch, unerbittlich fesselnd, immer herzlich und dabei durch und durch literarisch. Mit der geballten Wucht seiner Originalität verneigt sich der Roman vor seinen Vorbildern: Jorge Luis Borges, Siri Hustvedt oder Roberto Bolaño. Eine Wunderkammer von Roman.
Über die Autorin / über den Autor:Gian Marco Griffi, Jahrgang 1976, wuchs im Piemont auf, wo er in seinem Heimatdorf Montemagno sehr viel Zeit in der (einzigen) Bar sowie im örtlichen Tabakladen (dem seiner Grosseltern) verbrachte. Für sein Philosophiestudium zog er nach Turin. Heute lebt und arbeitet er in Asti, wo auch sein erster auf Deutsch publizierter Roman Die Eisenbahnen Mexikos spielt, mit dem er zu den Nominierten für den Premio Strega gehörte.
Verena von Koskull arbeitete nach ihrem Studium der Italianistik und Anglistik in Verlagshäusern in Italien und Deutschland. Heute übersetzt sie Literatur aus dem Italienischen und dem Englischen. Für ihre Übersetzung des Romans Die katholische Schule von Edoardo Albinati erhielt sie 2020 den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis. Mit ihrer Familie lebt sie in Brandenburg.
Preis: CHF 47.90