Fabio Stassis Erstlingswerk spielt in Sizilien, kurz nach dem 2. Weltkrieg. Wie der Titel erahnen lässt, spielt il fumo (der Rauch) sowohl im konkreten Sinne als auch als Metapher, fumisteria, (übersetzt: prahlerisches, nebulöses Geschwätz) in der kurzen Kriminalgeschichte eine bedeutende Rolle.
Das Buch beginnt mit einer Widmung, zwei Zitaten und einem Prolog. Im Prolog setzt Stassi die Leser in medias res: In der (fiktiven) Kleinstadt Kalamet wird am frühen Morgen, als sich die Bewohner zum Kirchgang einfinden, am Brunnen der Via Verdi die Leiche von Rocco La Paglia gefunden. Er wurde mit zwei Messerstichen in den Rücken umgebracht. Rocco war während der Mussolinidiktatur als Antifaschist aus seiner Stadt verbannt worden und kehrt als engagierter Gewerkschafter nach dem Krieg wieder dorthin zurück. In sechs Kapiteln erzählt Stassi die Umstände, die zu diesem Tod geführt haben.
In der dem Prolog vorangehenden Widmung weist Stassi auf eine Liebesgeschichte hin. Zwei Zitate geben Kunde vom gleissenden Licht und dem dunklen Schatten, die das mühevolle Leben sizilianischer Bauern in ihrem Dasein begleiten. Ein auktorialer Erzähler erzählt die eigentliche Kriminalgeschichte. Es geht um einen „fatto d’onore“, um eine Ehrensache also. Wie könnte es auch anders sein in dieser sehr sizilianischen Geschichte! Die wunderschöne junge Ester, Ehefrau des um Jahre älteren und eher langweiligen Rechtsanwalts Filippo Licata, wird verdächtigt mit dem aus derselben Kleinstadt stammenden Kommunisten Rocco La Paglia ein aussereheliches Verhältnis zu haben. In einem zweiten Erzählstrang berichtet ein Ich-Erzähler von seinem Schicksal. Er ist Beobachter, Chronist, ja das Gewissen der Gesellschaft. Schmuggler und fälschlicherweise für den Mord an einem Carabinieri zu mehreren Jahren Haft verurteilt, schreibt er aus dem Gefängnis über den erbärmlichen Zustand seiner Insel, aus der man am besten flieht, wenn man beabsichtigt ein menschenwürdigeres Leben führen zu können.
Auf den letzten Seiten des Buches, im Anhang, meldet sich der Autor Stassi selbst zu Wort. Er erinnert an ein für die sizilianische Geschichte der Nachkriegszeit einschneidendes Ereignis: Das Gemetzel an Bauern und ihren Familien von Portella della Ginestra (1947). Der Bandit Salvatore Giuliano schiesst im Auftrag unbekannter und unerkannter Auftraggeber auf Menschen – die Mehrzahl Bauern –, die sich an diesem Ort eingefunden hatten, um für eine gerechte Landverteilung zu demonstrieren. Stassi stellt auch sein eigenes Sizilien vor: Es ist eine Kultur und Gesellschaft, die metaphorisch für ganz Italien und archetypisch für ganz Europa stehen kann, wie er selbst sagt: ein Land der vielen Sprachen und kulturellen Einflüsse, eine Insel der Schönheit und des Verbrechens, ein üppiges und dürres Land, eine humane und brutale Gesellschaft. So reiht sich Stassi in die Gesellschaft der grossen sizilianischen Schriftsteller wie Verga, Pirandello, Vittorini, Quasimodo, Sciascia, Atanassi und andere.
Ich empfehle die Lektüre dieses Buches, weil Stassi der Leserschaft nicht nur einen sinnlichen sondern auch einen sehr präzisen und auf historischen Tatsachen basierenden detailreichen Einblick in die Welt des sizilianischen Bauern- und Kleinbürgertums gibt. Für ihr Recht kämpfende Bauern, listige Anwälte und neidische Kleinbürger, desillusionierte junge Arbeitslose, eine treue und traditionsbewusste häusliche Dienerschaft, sinnliche Schönheiten, kämpferische Gewerkschafter, sie alle begegnen uns in der Geschichte. Angela Willimann
Klappentext:Il cadavere si trova riverso nell'acqua della fontana, sulla strada della chiesa madre in modo che tutti lo vedano. È Rocco La Paglia, giovane comunista ex partigiano. Un morto strano. Se per vendetta, una strana vendetta. Rocco da tempo era silenzioso nel suo lavoro a bottega. Da quando la strage aveva insenato a lui, come a tutti i contadini che avevano creduto di poter alzare la testa, a stare al suo posto, in basso. Così, adesso, sembra ovvio a tutti che il cadavere sia gelato alla solita storia: a una signora troppo bella e troppo altera per sfuggire alle dicerie del paese, e a un possidente, chiacchierato per non essere abbastanza maschio. Delitto d'onore, come una specie di dramma collettivo di espiazione, per gli anni scorsi die troppa libertà. La storia vera la scrive un galeotto balbuziente ex contrabbandiere ex contadino ed ex minatore. Finalmente, quando ormai l'emigrazione ha svuotato il paese, egli può, senza essere interrotto nel silenzio della cella del carcere dov'è rinchiuso, avvolgere la storia con il filo della verità. Ricordando i personaggi, gli ambienti, le situazioni, le figure di paese, che tremolano dietro quella verità come dietro un filo di fumo. Nel cuore di questo romanzo è il concreto, umano significato della strage di Portella della Ginestra del 1947, quando il bandito Giuliano, su mandato di oscure potenze e chiari interessi, sparò sul Primo maggio dei contadini della Sicilia occidentale, uccidendone e ferendone a decine, per fermare la lotta per la terra e spezzare il movimento delle sinistre. Secondo l'autore Fabio Stassi fu "punto die svolta per tutta la storia precendente e per quella futura". Ma tutto il suo racconto risuona di quella malinconia senza tempo evocante solitudini che riempie il passato tramandato ai bambini.
Über die Autorin / über den Autor:Fabio Stassi è nato a Roma (1962) da famiglia originaria di Piana degli Albanesi (il paese di Portella della Ginestra). Ha pubblicato con Sellerio: L'ultimo ballo di Charlot, in traduzione in diciannove lingue (2012, secondo classificato al Premio Campiello 2013, Premio Sciascia Racalmare, Premio Caffè Corretto Città di Cave, Premio Alassio), Come un respiro interrotto (2014), un contributo nell'antalogia Articolo 1. Racconti sul lavoro (2009) e la cura dell'edizione italiana di Curarsi con i libri. Rimedi letterari per ogni malanno (2013). Questo Fumisteria è stato il suo primo romanzo (GBM 2006, Premio Vittorini per il miglior esordio).
Preis: CHF 18.00