Lea Singer

La Fenice

Schnell schliesst man sie ins Herz, die Ich-Erzählerin dieses Romans, der im Venedig der Renaissance, um 1530 spielt. Es ist die junge Angela del Moro, auch La Zaffetta genannt, da ihr Vater als Zaffo, als Spitzel, für den Geheimdienst arbeitete und Geheimnisse aus den Briefkästen der Bevölkerung Venedigs fischte. Ihre Ambitionen als junges Mädchen: nicht heiraten, einen anderen Übernamen erhalten und blond werden. Freiheit und Unabhängigkeit ist für Frauen in jener Zeit ein rares Gut. Und unverheiratet bleiben geht eigentlich nur für Nonnen oder Prostitutierte. Das will sie werden, unter Anleitung des umtriebigen Aretino, der die Mächtigen mit den Geheimnissen, die er über sie kennt, im Zaum halten kann. Für Aretino ist das Kurtisanen-Gewerbe, also die Prostitution für die höhere Gesellschaft, das ideale Geschäft für junge Frauen, die ambitioniert und unternehmerisch sind. Doch Angela sagt einmal zu viel Nein – der abgewiesene Freier rächt sich auf bestialische Art und Weise.

Wunderbar wird beschrieben, wie sich La Zaffetta ihren Platz in der Gesellschaft zurück erobert, wie sie die Schwachstellen, die Widersprüche in der Gesellschaft und unter den Mächtigen erkennt und für sich nutzen kann. Das Buch ist auch ein spannendes Sittengemälde der Serenissima in der Renaissance, darüber wie die Stadt funktionierte, wie die Gesellschaft sich unterteilte, wie sich die Stadt an der Macht hielt. Mit dem Auftritt des Malers Tizian erhält man auch einen Einblick in die Malerei dieser Zeit, insbesondere in die Malerei im Dienste der und im Auftrag von den Mächtigen. Als sich La Zaffetta, Aretino und Tizian zusammentun schaffen sie Weltkultur! cn

Klappentext:

Eine Geschichte, die anderen nützt, vielleicht noch in ferner Zukunft, mehr soll ihr Bericht gar nicht sein, sagt Angela del Moro am Schluss. Da ist sie dreiundzwanzig und hat mehr hinter sich als andere im doppelten Alter. Schon mit sechzehn hat sie es zu etwas gebracht, als Kurtisane, der einzige Beruf, in dem sie Geld verdienen, ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Der Absturz beginnt mit einem Nein: Sie wagt es, einen Stammkunden wegzuschicken, und die Rache des Abgewiesenen ist mörderisch. Andere überleben so etwas nicht, aber Angela will kein Opfer sein. Ihr Wiederaufstieg ist eine Sensation. Das kann nicht nur gut gehen.

Lea Singer erzählt die historisch verbürgten Erlebnisse einer jungen Frau, La Zaffetta genannt, im Venedig der Renaissance, und offenbart, wie nebenbei, die Abgründe der Serenissima in der Zeit eines Tizian oder Aretino. Sie spricht durch die Person einer jungen Frau, die einen Skandal auslöste, weil sie sich das Recht nahm, ihre Wünsche zu leben. Und die zum Kult wurde auf einem der berühmtesten Bilder der Welt: Tizians Venus von Urbino.

Über die Autorin / über den Autor:

Lea Singer, 1960 in München geboren, studierte Kunstgeschichte, Gesang, Musik- und Literaturwissenschaft. Mit ihren Romanen über historische Persönlichkeiten ist die gelernte Köchin und promovierte Kunsthistorikerin ebenso erfolgreich wie mit ihren Sachbüchern, die sie als Eva Gesine Baur schreibt. Sie lebt in München und wurde für ihr belletristisches Werk mit dem Hannelore-Greve-Literaturpreis ausgezeichnet.

Preis: CHF 31.00
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2020
Verlag: Kampa
ISBN: 978-3-311-10027-0
Masse: 304 S.

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