Marco Missiroli

Treue

Es ist ein gemächliches und auch ein nostalgisch-melancholisches Hin-und Herpendeln zwischen einer Handvoll Charaktere, die den Roman bevölkern. Einer Staffette gleich, übergeben sie sich jeweils die Fortsetzung der Erzählung. 

Da sind Carlo und Margherita, ein Ehepaar Mitte Dreissig, das im Zentrum des Romans steht. Carlo ist von seiner Studentin Sofia besessen, Margherita ist von ihrem Physiotherapeuten Andrea angezogen. Andrea wiederum liebt das Kämpfen und Verletzungen. Sofia trauert um ihre verunfallte Mutter und Margharitas Mutter Anna vermisst ihren verstorbenen Ehemann und bemüht sich mit der erst nach seinem Tod entdeckten Untreue umzugehen. 

Es sind Variationen zum Thema Treue – Treue zu einem Ehepartner, zu sich selber, zu den Eltern, zu einer Idee oder einfach zum Leben. Nostalgisch liest sich der Text im Sinne von Treue als Verengung, von Altwerden, von Ideen und Leidenschaften aufgeben. Doch dann wieder ist da Anna, die in ihrem einfachen Leben so viele Leidenschaften erfahren hat und diejenigen der anderen durchschaut und versteht.

Ein nachhallender, lesenswerter und unaufgeregter Roman. cn

Klappentext:

Alles nur ein Missverständnis? Carlo, Dozent für literarisches Schreiben, wurde mit der Studentin Sofia auf der Universitätstoilette gesehen. Ihr sei übel gewesen, er habe ihr nur geholfen, erklärt Carlo dem Rektor, seinen Kollegen und seiner Ehefrau Margherita – und die Studentin bestätigt es.

Margherita, Immobilienmaklerin mit eigener Agentur, und Carlo würden sich glücklich nennen, doch das "Missverständnis" dringt wie schleichendes Gift in die Ehe des Mailänder Paars ein: Für Carlo wird der vermeintliche Seitensprung zur Obsession, zum Inbegriff seines Versagens; für Margherita hingegen zum besten Alibi, ihren eigenen erotischen Phantasien nachzugeben ...

Mit grossem Gespür für die feinen Unterschiede, für Blicke, Gesten und Berührungen erkundet Marco Missiroli das Leben seiner Protagonisten: ihre unterdrückten Sehnsüchte, ihre kleinen Fluchten, ihre uneingestandenen Ängste, ihre Versuche, dem anderen treu zu bleiben – und sich selbst.

Über die Autorin / über den Autor:

Marco Missiroli, 1981 in Rimini geboren, lebt in Mailand und schreibt für den Kulturteil des Corriere della Sera. Er ist Verfasser mehrerer Romane wie Obszönes Verhalten an privaten Orten (2017). Mit Treue gewann Missiroli 2019 den Premio Strega Giovani und stand auf der Shortlist des Premio Strega. Treue erscheint in über 30 Ländern, eine auf dem Roman basierende Netflix-Serie startet 2021.

Esther Hansen lebt als literarische Üersetzerin in Köln. Sie übersetzt unter anderem Francesca Melandri, Nadia Terranova, Marcello Fois, Mauro Covacich, Ascanio Celestini und Carmine Abate.

Preis: CHF 32.50
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Esther Hansen)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2021 (2019)
Verlag: Wagenbach
ISBN: 978-3-8031-3330-4
Masse: 253 S.

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